Als Asylwerber in der Lehre
Seit drei Monaten dürfen jugendliche Asylwerber unter 18 in Österreich eine Lehre beginnen. Das Sozialministerium geht davon aus, dass einige hundert Jugendliche diese Möglichkeit nutzen könnten. Bisher haben aber nur acht tatsächlich einen Lehrplatz gefunden. Laut Experten liegt das daran, dass die Bedingungen zu streng sind und es noch viele Unklarheiten gibt.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 29.9.2012
Veronika Mauler und Barbara Gansfuß
Alterslimit zu niedrig
Einer der wenigen Asylwerber, der es geschafft hat eine Lehrstelle zu bekommen, ist der achtzehnjährige Afghane Artik Husseini. Er hat eine Lehre als Mechaniker begonnen, in einer Kfz-Werkstatt in Gratkorn in der Steiermark.
Nach einer monatelangen Flucht ist er vor knapp drei Jahren allein nach Österreich gekommen. Bis heute weiß er nicht wo seine Familie ist. In Österreich hat Artik Deutsch gelernt und den Hauptschulabschluss nachgeholt. Seinen Chef, Bernd Rauscher, hat der unermüdliche Einsatz beeindruckt.
In dem neuen Erlass des Sozialministeriums heißt es, dass Asylwerber jünger als achtzehn sein müssen, wenn sie eine Lehre beginnen. Bei Artik ist sich das knapp ausgegangen. Dass bisher erst sechs Burschen und zwei Mädchen mit anhängigem Asylverfahren in ganz Österreich eine Lehre begonnen haben, überrascht Heinz Fronek von der Asylkoordination nicht. Denn wenn sie den Hauptschulabschluss geschafft haben, seien sie meist nicht mehr unter 18 und fielen aus der Regelung heraus.
Bürokratische Hürden
Das Sozialministerium schreibt vor, dass Unternehmer Asylwerber nur dann aufnehmen dürfen, wenn sie keinen besseren Bewerber aus Österreich oder einem anderen EU-Land finden. Für den Kleinunternehmer Bernd Rauscher war Artik der Beste. Um ihn einzustellen hat Rauscher einen bürokratischen Spießrutenlauf in Kauf genommen. Artik ist aus der Grundversorgung gefallen und müsste das Asylheim verlassen, weil er jetzt Geld verdient, auch wenn es nur 470 Euro sind. Zum Leben zu wenig, kritisiert Heinz Fronek von der Asylkoordination. In Artiks Fall haben die Behörden eine Lösung gefunden. Gegen einen Selbstbehalt darf er in seinem Zimmer im Asylheim bleiben.
Jetzt hofft Artik Husseini, dass er Asyl bekommt und seine Lehre abschließen kann. Danach will er in seinem Traumjob arbeiten, in der Abendschule maturieren und studieren. Sein Chef will ihm helfen, seine Familie zu finden.