AK-Studie: 37 Prozent sind überqualifiziert
Junge Migranten auf dem Arbeitsmarkt diskriminiert
Die Arbeiterkammer hat den beruflichen Werdegang von 2.400 jungen Erwerbstätigen in Wien untersucht. Das Ergebnis macht eine Ungleichbehandlung von Migrantinnen und Migranten in der Arbeitswelt offensichtlich. Junge Menschen mit Mitgrationshintergrund arbeiten in Österreich doppelt so häufig in Berufen, für die sie überqualifiziert sind, wie junge Menschen ohne.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 14.5.2012
Doppelt so oft überqualifiziert
Die Bildungsabschlüsse der 15- bis 24-Jährigen sind mit jenen von Nicht-Migranten dieser Altersgruppe vergleichbar. Dennoch sind 37 Prozent der Zuwandererkinder für ihre derzeitigen Jobs überqualifiziert, während der Anteil bei den Nicht-Migranten nur 19 Prozent beträgt.
"Talente werden verschleudert"
Junge Migranten machen auch dreimal häufiger als Nicht-Migranten nur Hilfsarbeiten und sind daher mit einem Anteil von zehn Prozent auch stärker von Arbeitslosigkeit betroffen. Unter den jungen Nicht-Migranten sind sieben Prozent arbeitslos. Für AK-Bildungsexpertin Gabriele Schmid ist das eine klare ethnische Diskriminierung, die zur Folge habe, "dass wir in einer Situation – in der Unternehmen immer wieder darauf hinweisen, dass Fachkräfte fehlen – viele Jugendliche Talente nicht fördern oder sinnvoll in den Arbeitsmarkt integrieren. Deren Talente werden verschleudert".
Weiterbildung nur Theorie
Ein besonders bemerkenswertes Ergebnis der Arbeiterkammer-Studie: Mehr als zwei Drittel der jungen Migranten und Migrantinnen wollen sich beruflich weiterbilden, während es bei den Nicht-Migranten weniger als zwei Drittel sind. Dennoch ist die Teilnahme an der Weiterbildung bei den jungen Leuten mit Migrationshintergrund signifikant niedriger als bei Nicht-Migranten.
AK: Unternehmen sollen Ablehnung begründen
Ein Ungleichgewicht, das nicht nur persönliche Schicksale belaste, sondern Gesellschaft und Wirtschaft insgesamt nicht gut tue. Arbeiterkammer-Expertin Schmid will die Unternehmen dafür sensibilisieren. Sie fordert, "dass abgelehnte Bewerber ein Recht auf Begründung ihrer Ablehnung erhalten und Unternehmen sich überlegen müssen, warum sie Jugendliche mit guten Qualifikationen nicht genommen haben."
Öffentlicher Dienst soll Vorbild sein
Unternehmen müssten ihren Personalmanagern auch Schulungen anbieten, um die interkulturelle Kompetenz zu verbessern, so die AK. Außerdem müsse der öffentliche Dienst Vorbild sein und Migranten und Migrantinnen einen leichteren Zugang und bessere Aufstiegschancen bieten.
Wirtschaftskammer bietet Hilfe an
Die Ergebnisse der AK-Studie lassen auch Margit Kreuzhuber, Integrationsbeauftragte der Wirtschaftskammer, nicht kalt. Sie will sich die Studie der Arbeiterkammer noch im Detail anschauen, aber eine Erklärung hat Kreuzhuber jetzt schon parat: Jobsuche gehe in Österreich großteils über Netzwerke; wenn diese fehlen, sei es schwieriger einen adäquaten Arbeitsplatz zu bekommen.
Die Wirtschaftskammer versucht hier schon länger gemeinsam mit dem Arbeitsmarktservice mit entsprechenden Programmen gegenzusteuern. Mentoren aus der Wirtschaft würden bei der Arbeitsmarkteingliederung Unterstützung anbieten, so Kreuzhuber und sie stellen auch ihre Netzwerke zur Verfügung.