Qualifizierte Migranten als Tellerwäscher
Integration läuft nicht immer über Leistung
"Integration läuft über Leistung" - das ist ein Credo von Integrationsstaatsekretär Sebastian Kurz (ÖVP). Sprich: wer sich bemüht, kann alles erreichen, egal, woher er kommt. Dass das nicht immer funktioniert und warum, zeigen die Autoren Eva Maria Bachinger und Martin Schenk in ihrem Buch "Die Integrationslüge" auf.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 28.2.2012
Das Buch schildert den Alltag von Menschen an verschiedenen Schauplätzen, die es in Österreich nicht schaffen, weil in der Integrationsdebatte nur über Herkunft und Religion und nicht über soziale Probleme diskutiert wird, wie die Autoren meinen.
Richterin als Putzfrau
Frau und Herr Sahebzada sind hochgebildete Leute. Er war in Afghanistan Diplomat, sie Richterin am Obersten Gerichtshof. Sie flüchten vor den Taliban und suchen in Österreich verzweifelt Arbeit. Es findet sich schließlich ein Job als Abwäscher in einem Wiener Café, seine Frau wollte sich weiterbilden und einen Deutschkurs besuchen, sagt Autorin Eva Maria Bachinger. Der Richterin habe man bescheinigt, sie spreche genug Deutsch für Reinigungsdienste. Das sei frustrierend und irgendwann gebe man dann auf.
Ausbildung als Schlüssel zum Aufstieg
Mittlerweile sind sie zwar österreichische Staatsbürger, ihre Situation hat sich nicht wesentlich verbessert. Die Prozedur, ihre Ausbildung hier anerkennen zu lassen, können sie sich nicht leisten. Sie hoffen nur, dass ihre drei Kinder eine gute Ausbildung bekommen. Das Verlogene an der Integrationsdebatte ist, sagt Sozialexperte Martin Schenk, dass nur über Religion und Herkunft diskutiert wird und nicht über Bildung und Arbeitsmarkt. Es sei aber viel interessanter zu schauen, welches Einkommen die Familie habe und welche Schule die Kinder besuchen.
Eine Statusdebatte also, und keine Herkunftsdebatte, sagt Schenk, der man sich auch im Schulwesen stellen müsse. Hier dürfe man nicht einzig auf die Geldbörse der Eltern schauen.
Bildung alleine reicht aber oft auch nicht aus, man muss sie auf dem Arbeitsmarkt auch umsetzen, sagt Eva Maria Bachinger, und nennt ein Beispiel. Eine Frau bewirbt sich notgedrungen als Michaela Huber um überhaupt zu einem Bewerbungsgespräch durchzudringen, ist aber Türkin und spricht mehrere Sprachen.
In der Armutsfalle
Viele Migranten der ersten Generation leben heute genauso wie sie gekommen sind, trotz Arbeit sind die wenigsten wohlhabend oder gebildet, so die Autoren. Und ein Viertel der Pflegebedürftigen lebt allein, denn ihre Kinder arbeiten auch.
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