Arbeitslosigkeit im September gestiegen

Die Wirtschaftskrise macht sich auch weiterhin am heimischen Arbeitsmarkt bemerkbar. Im September hatten in Österreich knapp 290.000 Menschen keinen Job. Das sind um 10.000 mehr als noch vor einem Jahr – oder ein Plus von fünf Prozent. Trotzdem erkennt das AMS in der Statistik auch positive Trends.

Mittagsjournal, 1.10.2012

Gründe für das Steigen der Arbeitslosigkeit

Dass die Arbeitslosigkeit steigt sei zwar unerfreulich, komme aber nicht überraschend, sagt AMS-Chef Johannes Kopf. Er erklärt: "Wir haben ein zu schwaches Wirtschaftswachstum – aktuell mit deutlich unter einem Prozent –, gleichzeitig aber ein stark steigendes Arbeitskräftepotenzial durch mehr Frauen am Arbeitsmarkt, durch Zuwanderung aus den neuen EU-Ländern und Deutschland. Wir haben auch mehr Ältere am Arbeitsmarkt durch Veränderungen im Pensionsrecht. Dieses steigende Potenzial führt bei zu geringem Wachstum leider auch zu steigender Arbeitslosigkeit."

Immer mehr Ältere am Arbeitsmarkt

Zu den Verlierern am Arbeitsmarkt zählen derzeit Leiharbeiter und Bauarbeiter, denn wenn die Konjunktur schwächelt, wird weniger produziert und gebaut. Aber auch die Generation 50+ tut sich am Arbeitsmarkt zunehmend schwer, und zwar wegen späterer Pensionsantritte. Das macht Kopf allerdings keine großen Sorgen. Denn gerade bei älteren Arbeitnehmern steigt auch die Beschäftigung stark an. Kopf verweist darauf, dass die Beschäftigung der Älteren gegenüber dem Vorjahr um 41.000 gestiegen sei. Durch verschärfte Bestimmungen bei der Hacklerregelung und der Invaliditätspension, könnte sich die Situation der Älteren allerdings weiter verschärfen. Hier will das AMS etwa mit Lohnzuschüssen und speziellen Qualifizierungen entgegensteuern.

Qualifikation entscheidend

Generell zeigt sich aber: Nicht nur die Zahl der Arbeitslosen steigt, sondern auch die Zahl der offenen Stellen. Wieso kann man diese Lücke nicht einfach schließen, sprich die vorgemerkten Arbeitslosen auf die offenen Stellen vermitteln? Dazu meint Kopf: "Viele unserer Arbeitslosen sind sehr niedrig qualifiziert. Die offenen Stellen zeigen aber oftmals Anforderungen, die deutlich höher sind. Das heißt, es gibt arbeitslose Menschen, die ich kaum vermitteln kann, wenn ich nicht massiv im Bereich der Qualifikation mit ihnen arbeite." Und dafür steht dem AMS auch heuer ein Budget von etwa einer Milliarde Euro zur Verfügung.

Lichtblick Jugendbeschäftigung

Bei allen Negativ-Trends gibt es in der Arbeitslosenstatistik aber auch positive Entwicklungen: So gibt es etwa deutlich weniger Lehrstellensuchende. Das heißt, Österreich ist bei der Jugendarbeitslosigkeit weiterhin EU-weiter Musterschüler. Potenzial für neue Jobs sieht Kopf etwa im Bereich der Gesundheits- und Pflegeberufe. Allerdings gelte auch hier: Je besser die Qualifikation, desto besser die Jobchancen. Dauerhaft sinken wird die Arbeitslosigkeit aber erst, wenn die Wirtschaft wieder in Schwung kommt.