Polen: Gut durch die Krise gekommen

In mehreren EU-Ländern schrumpft die Wirtschaft. Aber es gibt auch Länder, die die Krise ganz gut meister. Eines von ihnen ist Polen. Dort geht es der Wirtschaft vergleichsweise richtig gut. Das versuchen auch österreichische Unternehmen zu nützen.

Morgenjournal, 6.10.2012

Zloty schafft bessere Wettbewerbssituation

Polen gilt nach wie vor als sicherer Hafen in Osteuropa. Auch wenn die Wirtschaft in den nächsten beiden Quartalen weniger wächst als zuletzt, so erwarten Analysten dennoch ein Wachstum von knapp zweieinhalb Prozent. Werte, von denen Euro-Länder derzeit nur träumen können. Polens Wirtschaftsminister Waldemar Pawlak ist denn auch froh, dass das EU-Land Polen noch nicht die Gemeinschaftswährung hat.

Die nationale Währung schaffe eine bessere Wettbewerbssituation für den Export und auch für den Heimmarkt, wenn man die Relation zwischen Importgütern und der heimischen Produktion vergleicht, sagt Pawlak. Man habe den Zloty abgewertet und mache das auch weiterhin, so Pawlak. Als weiteren Grund für die gute Entwicklung nennt er, dass die Wirtschaft breit aufgestellt sei und es viele junge, innovative Unternehmer gebe.

Österreichische Bauunternehmen profitiert

Dazu kommt, dass Polen der größte Nettoempfänger in der EU sei, sagt der österreichische Handelsdelegierte in Warschau, Ernst Kopp. Im Vorjahr hatte Polen netto fast elf Milliarden Euro zur Verfügung. Dieses Geld werde sinnvoll und nachhaltig eingesetzt, auch Österreich profitiere davon, sagt Kopp: "Es gibt sehr viele Baufirmen aus Österreich, die von dem großen Infrastrukturprogramm hier in Polen, das von EU-Förderungen finanziert wurde, profitieren. Das ist für uns eine sehr positive Sache."

Insgesamt machen mittlerweile rund 3.000 österreichische Firmen Geschäfte in Polen, rund 600 haben eigene Niederlassungen.

Polen beim bargeldlosen Zahlen Vorbild für Österreich

Auch die Raiffeisen Bank International ist seit Jahren in Polen. Jetzt hat sie eine zweite Bank, die Polbank, übernommen. Bankchef Herbert Stepic will die Raiffeisenbank International damit auch technologisch für die Zukunft wappnen: "Im Bereich des bargeldlosen Zahlungsverkehrs ist die Polbank in der Entwicklung weit voraus. Wir haben daher beschlossen, Polen neben der Slowakei zum zweiten Technologiecenter zu machen. Wir erwarten uns hier sehr große Entwicklungen."

In Österreich sei bargeldloses Zahlen mit dem Handy noch nicht gewinnversprechend, unter anderem deshalb, weil es zu wenig entsprechende Zahlungsterminals gebe, so Stepic. Polen sei da viel weiter und dementsprechend Vorreiter für Österreich.

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