Werbefaktor Red Bull Stratos-Projekt

Konsequent wie kaum ein anderes Unternehmen setzt der Energydrink-Produzent Red Bull seine Marketingstrategie um. Wo Extrem- und Leistungssport möglich ist, scheint die Firma mit den zwei roten Stieren nicht weit. Der jüngste und wohl spektakulärste Coup ist das Projekt Stratos, das Felix Baumgartner und dem Unternehmen noch mehr Flügel verleihen soll.

Mittagsjournal, 9.10.2012

3-Milliarden-Publikum bei Stratos-Sprung?

Das Budget für den Markenauftritt der Firma aus dem Salzkammergut scheint unerschöpflich. Etwa ein Drittel des Umsatzes fließt in diesen Posten und das macht nach den aktuellen Zahlen unter dem Strich annähernd 1,5 Milliarden Euro. Die Kosten für das Projekt Stratos bilden da mit kolportierten 50 Millionen Euro einen verschwindend kleinen Anteil – jedoch einen mit extrem großer Wirkung. Angeblich an die 200 Stationen übertragen via TV und Internet den Überschallgeschwindigkeitsflugtag von Felix Baumgartner. Bis zu drei Milliarden Menschen könnten live dabei sein. Hinzu kommen die weltweiten Berichte in Radio und Printmedien. Aus Sicht von Marketing- und Werbeexpertin Angelika Seyr-Froschauer ist das Red-Bull-Projekt Stratos eines, das weit über die bisherigen Aktivitäten hinausgeht, auch weil es wichtige Daten für die Wissenschaft sammeln soll. Seyr-Froschauer erklärt: "Für die Marke bedeutet das natürlich einen Zugewinn an Vertrauen. Und Vertrauen ist – das wissen wir – in der heutigen Zeit das höchste Gut, das man als Hersteller oder als Unternehmen aufbauen kann."

Milliardenschwerer Werbewert

Der Werbewert für Red Bull und Felix Baumgartner ist nicht zu beziffern. Den Experten zufolge liegt er knapp im zweistelligen Milliardenbereich. Selbst wenn das Unternehmen noch scheitern oder Baumgartner den Sprung aus 36 Kilometer Höhe nicht überleben sollte – das Markenimage würde darunter wenn nur kurzfristig leiden. Seyr-Froschauer betont: "Es geht immer nur um die Authentizität der Marke. Und in diesem Fall ganz stark darum: Wie agiert das Unternehmen dann weiter?"

Extremsport und Forschung

Scharfe Kritik am Extremsportengagement hat Red Bull vor drei Jahren erlebt. Zwei so genannte Basejumper, Menschen die mit einem Fallschirm etwa von Hochhäusern oder Klippen springen, sind in der Schweiz ums Leben gekommen.

Nach Angaben des Marktforschungsunternehmens Millward Brown liegt Red Bull derzeit auf Platz 80 der wertvollsten Marken der Welt: Der Wert beträgt umgerechnet 7,5 Milliarden Euro. In Summe stehen mehr als 600 Athleten bei dem Unternehmen unter Vertrag. Die Firma versucht sich aber nicht nur durch spektakuläre Sportarten und Veranstaltungen zu profilieren - mit der Stiftung "wings for life" engagiert sie sich seit Jahren bei Forschungsprojekten zur Heilung verletzten Rückenmarks.