Stratosphärensprung: "Risiko extrem hoch"

Ist es der Egotrip eines Besessenen, eine Riesen-Werbeshow für eine Getränkefirma, ein Medien-Hype oder alles zusammen. Gegen 17 Uhr MEZ will Felix Baumgartner heute von der Stratosphäre auf die Erde springen und die Schallmauer durchbrechen. Franz Viehböck, Österreichs bisher einziger Raumfahrer hat mit Andrea Maiwald über Sinn und Unsinn des Stratosphärensprungs gesprochen.

Mittagsjournal, 9.10.2012

Österreichs einziger Astronaut Franz Viehböck im Gespräch mit

Es geht nicht um die Wissenschaft

Dass es beim Projekt "Red Bull Stratos" um wissenschaftliche Erkenntnisse geht, die die Raumfahrt sicherer machen, glaubt Franz Vieböck kaum: "Baumgartner will Rekorde brechen. Den wissenschaftlichen Aspekt sehe ich nicht wirklich, stelle aber nicht in Abrede, dass man in der Entwicklung des Projekts neue und nützliche Erkenntnisse gewonnen hat."

"Sicherheitssystem nie getestet"

Niemand weiß, was passiert, wenn ein menschlicher Körper im freien Fall die Schallmauer durchbricht. Vieböck wünscht Baumgartner viel Glück und hofft, dass er heil wieder zurückkommt. Mit einer Geschwindigkeit von mehr als 1.000 Kilometern in der Stunde sei der Körper extremen Situationen ausgesetzt. "Die Luft ist sehr dünn. Das ist nicht zu vergleichen mit einem Fallschirmsprung. Er wird ungebremst beschleunigen", sagt Vieböck. Die enorme Geschwindigkeit und die fehlende Luftatmosphäre machten es schwierig, den Körper stabil zu halten, so seine Vermutung. "Wenn Baumgartner Pech hat, kann er in eine Rotation verfallen, die immer schneller wird und die er nicht mehr unter Kontrolle bringt. Die Gefahr ist meiner Meinung nach, dass durch die enorme Belastung Blut ins Gehirn gedrückt wird und das sogenannte Red Out entsteht." Zwar gebe es ein Sicherheitssystem in Form eines kleinen Bremsschirms, "aber das ist sehr theoretisch, weil er nie getestet wurde", so Vieböck. Es handle sich um ein extrem hohes Risiko.