U-Ausschuss: Der letzte Zeuge

Mit Geistersitzungen ohne Zeugen hat sich der parlamentarische Korruptionsuntersuchungsausschuss in den vergangenen Tagen seinem Ende zugeneigt. Jetzt wird der tatsächlich letzte Zeuge vor dem U-Ausschuss erwartet. Der geheimnisumwitterte Investor Martin Schlaff soll zum Thema Telekom-Ostgeschäfte als einzige Auskunftsperson befragt werden. Schlaff hat sein Kommen zugesagt. Wie viel er zum Thema sagen wird, bleibt abzuwarten. Denn rund um den Mobilkom-Einkauf des Weißrussischen Telefonanbieters Velcom wird gegen Schlaff von der Staatsanwaltschaft ermittelt.

Morgenjournal, 11.10.2012

Türöffner in Osteuropa

Der schillernde Wiener Geschäftsmann Martin Schlaff hat in der Vergangenheit bei mehreren Expansionsplänen der Telekom in Osteuropa als Türöffner mitgewirkt. In Bulgarien, Serbien und Weißrussland. Partnerschaften, die die Abgeordneten heute allesamt hinterfragen wollen. Zuletzt ist der Kauf der weißrussischen Velcom durch die Mobilcom ins Visier der Justiz geraten - durch eine Aussage von Telekom-Kronzeugen Gernot Schieszler.

Auffälligkeiten bei Beratungsleistungen

Die interne Telekom-Untersuchungs-Taskforce BDO hat den Deal in der Folge unter die Lupe genommen. Beim Kauf des weißrussischen Mobilfunkanbieters Velcom an sich konnten die Prüfer keine Hinweise auf strafbare Handlungen feststellen. Allerdings sehen sie Auffälligkeiten rund um Beratungsleistungen von Investor Martin Schlaff bei dem Geschäft. So wurde etwa der Vertrag zwischen Telekom und der Schlaff-Firma Holdenhurst zurückdatiert, schreibt die BDO. Was möglicherweise auf Geheimhaltungsabkommen zurückzuführen ist. Die Prüfer stellten auch fest, dass Schlaff und ihm nahestehende Firmen beim Kauf der Velcom sowohl als Berater und später auch als Verkäufer aufgetreten sind.

Millionenteure Beratungsgespräche

Die zweite Auffälligkeit, die den Ermittlern der Telekom-Taskforce ins Auge gestochen ist, betrifft eine Zahlung in Höhe von 1,4 Millionen Euro von der Telekom an eine Firma namens Robicom. Auf Basis der Aussagen von Telekom-Kronzeugen Schieszler und sicher gestellten E-mails schließen die Ermittler nicht aus, dass es sich um indirekte Zahlungen an Martin Schlaff handeln könnte, heißt es im BDO-Bericht. Die Ermittler orten ein mögliches Naheverhältnis zwischen Robikom und Martin Schlaff, weil Schlaffs Firmenimperium und jenes des Robikom-Eigentümers mehrere personelle Überschneidungen aufweisen. Laut Ex-Telekomchef Fischer und Robikom, sollen die 1,4 Millionen jedoch für drei Beratungsgespräche über einen Einstieg ins weißrussische Festnetz geflossen sein. Allein, greifbare Dokumente, die das bestätigen könnten, fanden die Prüfer nicht.

Martin Schlaff bestreitet indirekte Zahlungen ebenso energisch wie ein Naheverhältnis zu Robikom. Wie viel er heute vor dem U-Ausschuss dazu sagen wird, bleibt abzuwarten. Als Beschuldigter in der Affäre kann er sich natürlich umfangreich einer Aussage entschlagen.