Der magische Realist Chinas

Nach dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geht heuer also auch der Literaturnobelpreis an einen Autor aus China: Anders als sein Kollege Liao Yiwu, der am 14. Oktober in Frankfurt geehrt wird, lebt der 57-jährige neue Nobelpreisträger Mo Yan jedoch in seiner Heimat.

Reaktionen von der Frankfurter Buchmesse

Suhrkamp-Verlegerin Ulla Berkewicz und Mo Yan-Übersetzerin Karin Betz über das Werk "ihres" Nobelpreisträgers, eingeholt von

Die Auszeichnung ist heuer mit acht Millionen Schwedischen Kronen (930.000 Euro) dotiert, zwei Millionen weniger als im Vorjahr. Zuletzt standen Haruki Murakami und Peter Nadas ganz oben auf der Favoriten-Liste der Buchmacher.

Die Nobelpreise werden traditionsgemäß am 10. Dezember überreicht, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel. Der Literaturnobelpreis 2011 war an den Schweden Tomas Tranströmer gegangen. Die Österreicherin Elfriede Jelinek hatte 2004 den Nobelpreis gewonnen.

Einer der bekanntesten chinesischen Autoren

Der 57-jährige Mo Yan ist einer der erfolgreichsten zeitgenössischen Schriftsteller Chinas. Im Westen wurde Mo Yan mit seinem Buch "Rotes Kornfeld" (1987) bekannt, das der berühmte Regisseur Zhang Yimou verfilmte. Er ist ein Geschichtenerzähler - inspiriert von den Erzählungen der Bauern in seinem Heimatdorf Gaomi (Provinz Shandong) in Ostchina. Das arme Dorf ist bis heute seine literarische Heimat, auch wenn Mo Yan schon lange in Peking lebt.

Am 17. Februar 1955 als Guan Moye geboren, ist der Schriftsteller in Armut und Klassenkampf aufgewachsen. Er konnte nur fünf Jahre zur Schule gehen. Mit 20 Jahren trat er der Volksbefreiungsarmee bei, wo er als Bibliothekar arbeitete und sein schriftstellerisches Werk begann. Das Chaos der Kulturrevolution (1966-76) prägte Mo Yan.

Viele seiner Bücher sind in andere Sprachen übersetzt worden, was die internationale Aufmerksamkeit für Mo Yan erklärt. Bekannte Werke sind auch "Die Knoblauchrevolte" (1989), "Die Schnapsstadt" (1993) oder "Große Brüste und breite Hüften" (1996). Sein Buch "Wa" (übersetzt: Frosch) von 2009 beschäftigt sich mit der kontroversen chinesischen Ein-Kind-Politik.

Anders als der erste aus China stammende und Frankreich zugeordnete Literatur-Nobelpreisträger Gao Xingjian (2000), der in Paris lebt, oder der häufig als Kandidat genannte Bei Dao, der sich aus dem Exil heraus kritisch mit dem chinesischen Regime auseinandersetzte, ist Mo Yan ein in China etablierter Schriftsteller. Als Mitglied der offiziellen Delegation Chinas bei dem umstrittenen Gastlandauftritt auf der Frankfurter Buchmesse 2009 musste sich Mo Yan gegen Vorwürfe wehren, nicht genug Distanz zum System zu wahren.

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