Griechenland: sozialer Friede gefährdet
In Griechenland liegt die Arbeitslosigkeit mittlerweile über 25 Prozent und selbst diejenigen, die Arbeit haben, können vom Lohn nicht leben. Die Wut der Bürgerinnen und Bürger hat sich zuletzt beim Besuch der bundesdeutschen Kanzlerin Angela Merkel in Athen gezeigt.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 13.10.2012
Arme Bevölkerung im Urlaubsland
Straßenmusik, Souvenirstände, Imbissbuden - ein Bild, wie es viele wohl aus dem Urlaub kennen, es lässt sich auch heute finden. Gar nicht so weit abseits vom touristischen Alltag kann man jedoch ganz andere Szenen beobachten: Ein Hof, in dem sich hunderte Personen um Essen anstellen. Die Stimmung: latent aggressiv. Diebe seien gekommen, berichtet eine verwirrt wirkende Frau aufgebracht, und hätten Lebensmittel gestohlen. 1.500 Menschen kommen täglich hierher, Griechinnen und Griechen ebenso wie Flüchtlinge, für alle gibt es das gleiche: ein kleines Gefäß mit Eintopf und ein Stück Brot.
Fragt man die Sozialarbeiterin Maria Spanou nach den Auswirkungen der Krise auf die Bevölkerung, dann antwortet sie unumwunden: "Es ist dramatisch. Für unsere Situation gibt es nur ein Wort: dramatisch. Wir leben jetzt schon seit Jahren in dieser Misere. Wir sind müde und wir wissen nicht, wie lange es noch so weitergeht. Trotzdem jeder tut sein Bestes."
Auch Unternehmer betroffen
Am Schlimmsten treffe es die Genreration der 20-30-jährigen, sagt sie. Hier liege die Arbeitslosigkeit bei etwas über 50 Prozent. Es komme durchaus vor, dass junge Leute ihre Ausbildungen abbrechen, nur um irgendeinen Job anzunehmen.
Vor allem Familienunternehmen sind von den Auswirkungen der Krise betroffen. Die zahlreichen geschlossenen Läden in der Athener Innenstadt sind nur die allgemein sichtbare Spitze des Eisberges.
Melitta Schubert, die österreichische Botschafterin in Griechenland, bestätigt: unter der sozialen Misere leiden nicht nur diejenigen, die zuvor schon am Rande der Gesellschaft waren: "Es sind teilweise auch wohlhabende Leute in Schwierigkeiten. Grundsteuern, die plötzlich eingeführt werden, wo plötzlich ziemliche Summen auf den Tisch gelegt werden müssen, die man vielleicht nicht mehr auf der hohen Kante hat durch die Wirtschaftslage. Und bei armen Menschen noch viel mehr: Beim SOS-Kinderdorf kommen Eltern und bringen ihre Kinder, weil sie ihre Kinder nicht mehr ernähren können. Das muss man sich in einem europäischen Land einmal vorstellen."
Griechenland braucht Investoren
Wirklich hilfreich für Griechenland wäre es, wenn ausländische Investoren kämen, so die einhellige Meinung. Doch dazu müsste erst einmal die Diskussion verstummen, ob Griechenland im Euro-Raum bleiben wird. Erst wenn das außer Zweifel sei, kann sich die griechische Wirtschaft nachhaltig erholen.