"Man Booker Prize" an Hilary Mantel

Die britische Autorin Hilary Mantel hat zum zweiten Mal den renommierten "Man-Booker-Prize" gewonnen. Die 60-Jährige wurde am Abend in London für ihren historischen Roman "Bring up the Bodies" über das England zur Zeit Heinrichs VIII. ausgezeichnet. Der Booker-Preis ist mit umgerechnet rund 62.000 Euro dotiert und wird jährlich vergeben.

Morgenjournal, 17.10.2012

Hilary Mantel war nicht die Favoritin der britischen Buchmacher, mit diesem Sieg schreibt die 60-Jährige Geschichte. Noch kein britischer Autor vor ihr hat es geschafft, den wichtigsten Literaturpreis für englischsprachige Werke gleich zwei Mal zu gewinnen.

Mantel selbst war bei der Preisverleihung am Abend in der Londoner Guildhall nicht minder überrascht: "Also ich weiß nicht, da wartet man 20 Jahre auf einen Booker-Preis und dann kommen gleich zwei zusammen."

Das Leben des Thomas Cromwell

2009 gelang Hilary Mantel mit "Wolf Hall", auf Deutsch unter dem Titel "Wölfe" erschienen, ein Sensationserfolg: Der 650 Seiten starke Roman über England zur Zeit der Tudors wurde mit dem Booker-Preis ausgezeichnet und verkaufte sich besser als jeder Siegertitel zuvor. Dabei ist der Held alles andere als anziehend: Thomas Cromwell, enger Berater von König Heinrich VIII., ein Aktenfresser und Virtuose der mehrfachen Buchführung. Er organisierte die Loslösung der Anglikaner von Rom.

Der Nachfolgeroman "Bring up the Bodies" zeigt Cromwell am Höhepunkt seiner Karriere bei Hof als Minister des Königs. Mantel schreibt eindrucksvoll über eine der entsetzlichsten Epochen englischer Geschichte. Der Vorsitzende der Jury Peter Stothard sagt, es sei in diesem Jahr besonders schwierig gewesen, aus den 140 Werken eine Shortlist zusammenzustellen und unter den sechs AutorInnen schlussendlich einen Sieger zu küren. Er wehrt sich gegen den Vorwurf, die Booker-Preis-nominierten Bücher seien schwere Kost: "Jemand warf mir letzte Woche vor, wir würden Romane auswählen, die man nicht am Strand lesen könne. Das stimmt nicht, wir wollten Romane, die nicht am Strand zurückgelassen werden."

Zweiter Teil einer Trilogie

Hilary Mantel hat bereits den dritten Teil der Trilogie über das Leben Thomas Cromwells in Arbeit, ihre Mitstreiter lässt sie wissen, dass sie nicht vorhat, nochmals zu gewinnen: "Ich habe jetzt eine schwierige Aufgabe vor mir, ich muss nach Hause gehen und den dritten Teil der Trilogie schreiben, ich kann ihnen versichern ich habe keinerlei Erwartungen, nochmals hier zu stehen. Aber ich sehe diese Auszeichnung als Vertrauensbeweis."

Die Cromwell-Porträt-Trilogie wird nach ihrer Fertigstellung als große Leistung gefeiert und möglicherweise sogar eine Epoche neu definieren, sind sich die britischen Feuilletons sicher. Mantel sagte kürzlich, sie wusste schon beim ersten Absatz, dass dies das Beste sei, das sie je geschrieben habe.