Heftige Kritik an Sachwalterschaften

Sachwalterschaft verkomme in Österreich zu einer Entmündigung, und Betroffene würden von Anwälten und Notaren oft schlecht beraten - zu diesem Rundumschlag hat die Gesellschaft für psychische und soziale Gesundheit "Pro Mente" heute ausgeholt. Viele Rechtsanwälte seien im Umgang mit psychisch kranken Menschen schlicht überfordert, so die Kritik.

Mittagsjournal, 17.10.2012

Klagen über mangelhafte Betreuung

Viele psychisch kranke Menschen berichten von großen Problemen mit ihren Sachwaltern - zum einen darüber, dass er sich um Dinge kümmert, für die er gar nicht bestellt ist - zum Beispiel die Verwaltung des Vermögens, aber auch, dass sie ihn oft tagelang nicht erreichen, obwohl wichtige Entscheidungen anstehen, sagt Georg Psota - Obmann von Pro Mente Wien. Oft komme es vor, dass die Menschen nicht versichert sind, es würden Fristen versäumt und Wohnungen verloren.

Das führt in der Praxis zu dramatischen Situationen, sagt Silvia Ballauf von Pro Mente und nennt als Beispiel einen Mann, der nach einer psychischen Krise endlich wieder eine eigene Wohnung beziehen wollte. Es scheiterte daran, dass der Sachwalter den Strom nicht angemeldet habe.

Beendigung kaum möglich

Viele Anwälte und Notare betreuen hunderte Betroffene, kennen sich aber in sozialen Angelegenheiten nur schlecht aus, kritisiert Peter Schlaffer vom Verein Vertretungsnetz.

Es sei auch nicht immer nötig, einen Sachwalter für alle Angelegenheiten des Lebens und für sehr lange Zeit zu bestellen, sagt Georg Psota.

Eine Sachwalterschaft zu beenden dürfe nicht so mühsam sein, fordern die Experten, die auch eine unabhängige Beschwerdestelle verlangen. Mehr als 55.000 Menschen sind derzeit in Österreich besachwaltert - Tendenz steigend.

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