Metallerabschluss "im langjährigen Schnitt"
Der aktuelle Metallerabschluss weiche nicht sehr stark vom Durchschnitt der vergangenen Jahre ab, sagt Thomas Leoni vom Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO). Mit der vereinbarten Lohnerhöhung werde die Inflation voll abgegolten, dazu gebe es einen "moderaten Zuschlag" in der Größe von sechs bis sieben Zehntelprozentpunkten als Spielraum für eine Reallohnerhöhung.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 19.10.2012
Thomas Leoni vom Wirtschaftsforschungsinstitut im Gespräch mit Andrea Maiwald
Gesteigertes Konfliktpotenzial
Dass die Verhandlungen dieses Mal so lange gedauert haben, führt Leoni auch darauf zurück, dass erstmals die Unternehmer mit den Fachverbänden getrennt verhandeln, sehr zum Ärger der Gewerkschaft. Das habe das Konfliktpotenzial gesteigert, so Leoni. Erst mittel- bis langfristig werde man sehen, ob die Arbeitgeber damit einen für sie günstigen Weg eingeschlagen haben.
Signalwirkung bleibt
Der Abschluss der Metaller war immer die Messlatte für die anderen Branchen. Das dürfte nach Ansicht von Leoni auch heuer dar Fall sein obwohl es keinen einheitlichen Lohnabschluss mehr für die gesamte Branche gibt. Leoni rechnet in den anderen Sparten mit "sehr ähnlichen, wenn nicht identen Abschlüssen". Der WIFO-Experte nimmt an, dass die Gewerkschaft ganz bewusst einen einfachen Abschluss wollte, um ihn dann auch in den anderen Fachverbänden übernehmen zu können. Die Signalfunktion dürfte nach Ansicht Leonis zumindest heuer erhalten bleiben. Eine Ausnahme sei der öffentliche Dienst, wo eine Nulllohnrunde zur Debatte stehe. "Das ist natürlich ein anderes Kapitel."
Arbeitszeit weiterhin aktuell
Das heiße Thema Arbeitszeit ist auf eine Expertengruppe vertagt worden, wohl um die Streikdrohung zu entschärfen. Aber dieser Konflikt um die Arbeitszeit werde weiterhin ein Dauerbrenner bleiben, erwartet Leoni. Vor allem auch deshalb, weil der Ansatz, die Arbeitszeit bei Älteren einzuschränken, sinnvoll und diskussionswürdig sei.