1918 - Wegwerf-Rasierklingen

Wir befinden uns im Jahr 1918 und unser heutiger Gegenstand ist eine Schachtel Wegwerf-Rasierklingen der Marke Gillette. Ihr Erfinder, der US-amerikanische Unternehmer King C. Gillette hat sich - nicht uneitel - auf der Verpackung zusammen mit seinem Namenszug abdrucken lassen.

Neben einem sorgfältig gelegten Mittelscheitel trägt er einen gepflegten Schnurrbart. Die Tendenz hierzulande ging jedoch in Richtung glatt rasiertes Gesicht. Das bartlose Gesicht fand aber auch seine Kritiker und so kam es zu einem über Jahre hinweg schwelenden Kampf der Bartkulturen. Dass sich die Bartlosen schließlich durchsetzen konnten, hat mit Entwicklungen zu tun, die durch den Ersten Weltkrieg ausgelöst wurden.

Die Selbstrasur wurde während des Kriegs zur Gewohnheit und so ging man auch nach Kriegsende für die Bartpflege nicht mehr zum Barbier. Das hatte auch mit neuen Hygienevorstellungen zu tun und, damit einhergehend, einer neuen Angst vor Krankheit und Ansteckung. Und dann spielte auch noch der neue Zeitgeist in diese Entwicklung mit hinein.

Der Bart war mit dem Ende der Monarchie und der Ausrufung der Republik im November 1918 zum Politikum geworden. Kaisertreue und Beamte hatten sich ja lange Zeit, in Nachahmung des 1916 verstorbenen Franz Joseph, mit Backenbart gefallen. Jetzt wurde der Bart aber als altmodisches Ornament gebrandmarkt und das wurde damals - nicht mehr nur von Adolf Loos - vehement abgelehnt.