"Es gibt keine halben Kinder"

Jugendliche Asylwerber brauchen die gleiche Betreuungsqualität wie österreichische Kinder, fordert Michael Chalupka, Direktor der evangelischen Diakonie. Er drängt darauf, dass die Kinder aus dem Lager Traiskirchen auf kleinere Quartiere aufgeteilt werden und dort auch die Schule besuchen können.

Morgenjournal, 24.10.2012

Michael Chalupka, Direktor der evangelischen Diakonie, im Gespräch mit Christian Williwald

Verdrängtes Problem

Chalupka führt die Schwierigkeiten in der Flüchtlingsbetreuung darauf zurück, dass man nicht vorgesorgt hat, das Problem immer vor sich herschiebt und an den fehlenden Ressourcen. Die Diakonie habe zwei Quartiere in den letzten Jahren schließen müssen, weil diese nur mithilfe von Spenden finanziert werden konnten, die irgendwann erschöpft gewesen seien.

"Es gibt keine halben Kinder"

Dass die 2.250 Euro an Bundesversorgungsgeld pro Flüchtlingskind nicht reichen, führt Chalupka auf die besondere Betreuung zurück, die diese oft traumatisierten Kinder brauchen. "Wir brauchen hier die gleiche Qualität der Betreuung, wie wir sie für österreichische Kinder auch hätten. Es gibt keine halben Kinder, wie es Christian Moser von SOS-Kinderdörfer gesagt hat. Die brauchen ein Bett, und kein halbes. Die essen auch nicht die Hälfte, die brauchen auch nicht einen halben Betreuer, sondern einen." Wenn Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) sage, dass es hier einen Spielraum gebe, dann sei er froh, das zu hören. "Wir müssen eine Betreuung sicherstellen, wo wir uns selber nicht schuldig machen gegenüber den Kindern und Jugendlichen, aber auch gegenüber unseren eigenen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen.

Besuch der örtlichen Schulen

Erwartet hätte Chalupka eine schnelle Lösung für die Kinder in Traiskirchen, denn die Jugendlichen unter 14 dürften gar nicht in diesem Lager sein. Wenn die Kinder auf kleinere Quartiere aufgeteilt werden, sei auch der Schulbesuch in den jeweiligen Orten kein Problem. Eine Schule im Lager könne nur eine Zwischenlösung sein, müsse aber auch überlegt sein.

Die neuen Quartiere müssten jedenfalls klein genug sein, damit die Betreuungsqualität stimmt und sie von der Bevölkerung akzeptiert werden, fordert der Diakonie-Direktor. Von der als letzter Ausweg angedrohten Unterbringung in Kasernen halte er nichts, er sei aber grundsätzlich optimistisch, dass diese Frage nun ein für allemal gelöst werde.

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