Eurostat: Athener Daten heute glaubwürdig

Die Schulden Griechenlands waren auch für die Statistiker eine extreme Herausforderung. Athen hat jahrelang falsche Zahlen an die Statistik-Behörde Eurostat geschickt. Die Behörde hat mittlerweile mehr Kompetenzen bekommen. Und die Zahlen, die nun aus Griechenland kommen, seien zwar nicht erfreulich, aber immerhin glaubwürdig, sagt der Chef von Eurostat, Walter Radermacher.

Mittagsjournal, 25.10.2012

"Das Drama kommen gesehen"

Oktober 2009: "Das Spiel ist aus - wir brauchen seriöse Statistiken", sagte Jean Claude Juncker nach einem Treffen der Euro-Finanzminister. Die neue griechische Regierung hatte davor erklärt, dass das Defizit nicht bei sechs, sondern über zehn Prozent des Bruttoinlandsproduktes liegen werde. Bei Eurostat in Luxemburg hatte man das Drama kommen sehen, sagt Walter Radermacher, weil klar war, dass die Defizitberechnungen nicht den EU-Standards entsprochen haben. Die Zahlen, die man geliefert bekam, hatte man mit Vorbehalt veröffentlicht, mehr konnte man nicht tun. Deshalb wollte die Behörde mehr Kontrollrechte, so Radermacher. Doch im Jahr 2006 sei das von den Mitgliedsstaaten noch abgelehnt worden, daher sei Eurostat nicht in der Lage gewesen, "Verdacht und Vermutungen in harte Fakten umzuwandeln."

Mit mehr Kompetenzen "aufgeräumt"

2010 kam dann der Umschwung. Eurostat hat im August das Recht bekommen, Berechnungen und Methoden direkt in Griechenland zu überprüfen: "Im September und Oktober bin ich mit meinen Team in Griechenland gewesen, wir haben die relevanten Ministerien besucht, ich habe mit den Ministern gesprochen. Das hat dazu geführt, dass zum ersten Mal eine Veröffentlichung griechischer Zahlen ohne Vorbehalt von Eurostat publiziert worden ist."

Nicht nur bei Eurostat hat sich etwas geändert, auch bei den Statistikern in Griechenland. Sie waren davor dem Wirtschafts- und Finanzministerium unterstellt. Jetzt ist es eine regierungsunabhängige Behörde. Die Zusammenarbeit mit dieser Behörde namens Elstat sei ganz entscheidend gewesen, so Radermacher: "Zusammen haben wir den Laden aufgeräumt".

Riesiger Aufholbedarf

Doch der Sparkurs macht auch den Statistikern in Athen zu schaffen. Da helfen Kurz- und Langzeitexperten aus anderen Ländern aus. Radermacher äußert sich zuversichtlich, dass auch die größeren Statistikbereiche wie Import-Export oder volkswirtschaftliche Gesamtrechnung nach und nach auf EU-Standards gebracht werden können. Die Finanzstatistik sei jetzt schon in Ordnung.

An Zusatzaufgaben, wie sie etwa gestern die Statistik Austria präsentiert hat, indem sie Daten zu Wohlstand, Lebensqualität und Umwelt gesondert ausweist, ist in Griechenland derzeit nicht zu denken. Nächstes Jahr gibt es wieder EU-weite Stichproben zu Einkommens- und Lebensverhältnissen. Da rechnet man - im wahrsten Sinne des Wortes - mit neuen harten Fakten aus Griechenland.

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