Bilanz der Metaller-Lohnverhandlungen
Seit gestern Abend sind die Kollektivvertragsverhandlungen für die 180.000 Beschäftigten der Metallindustrie abgeschlossen. Erstmals gab es heuer keine gemeinsame Metallerlohnrunde, sondern auf Druck der Industrie sechs nach Fachverbänden getrennte Verhandlungen. Unterm Strich steht in allen sechs Branchen eine Lohnerhöhung von 3 bis 3,4 Prozent.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 311.10.2012
Erstmals seit 40 jahren getrennte Verhandlungen
Vierzehn Metaller-KV-Verhandlungsrunden gab es in den vergangenen sieben Wochen, die Gespräche haben insgesamt über hundert Stunden gedauert. Auf Gewerkschaftsseite ist das Team mit Rainer Wimmer von der Metallergewerkschaft PRO GE und Karl Proyer von der Gewerkschaft der Privatangestellten stets gleich geblieben, auf Arbeitgeberseite hatte jeder der sechs Fachverbände seine eigene Mannschaft.
Der größte der sechs Arbeitgeber-Verbände, die Maschinen und Metallwarenindustrie, hat schon im Frühjahr angekündigt heuer erstmals seit 40 Jahren getrennte Kollektivvertragsverhandlungen mit der Gewerkschaft zu führen. Die übrigen Fachverbände haben sich dieser Idee angeschlossen. Durch getrennte Verhandlungen könne man individuelle Branchenbedürfnisse besser berücksichtigen, so das Argument der Industrie. Die Gewerkschaft sah zunächst einen Bruch der Sozialpartnerschaft, hat die getrennten Verhandlungen dann aber akzeptiert.
Gewerkschaft kritisiert Trennung
Herausgekommen sind letztlich sechs idente Lohnabschlüsse von 3 bis 3,4 Prozent. Das zeige, dass die Rechnung der Arbeitgeber nicht aufgegangen sei, man hätte sich den Aufwand der getrennten Verhandlungen sparen können, sagt Rainer Wimmer von der Metallergewerkschaft PRO GE: "Es war nie unser Wunsch. Wir haben immer darauf hingewiesen, dass diese Vorgangsweise der Fachverbände und der Arbeitgeber nicht sinnvoll ist und auch nicht sinnvoll war. Das haben wir jetzt deutlich gesehen."
Rahmenbedingungen unverändert
Arbeitgebervertreter Christian Knill, Obmann des Fachverbands Maschinen- und Metallwarenindustrie, sieht das anders. Die getrennten Verhandlungen seien gut gewesen, es gebe sehr wohl unterschiedliche Bedürfnisse der einzelnen Branchen. Knill sagt: "Die Gewerkschaft hat sich darauf eingeschworen, heuer nur an der Lohn- und Gehaltsschraube zu drehen. Alles, was das Thema Rahmenrecht betrifft, und da haben wir sehr wohl unterschiedliche, konkrete Vorschläge gebracht. Gerade im Hinblick auf die schwierigen Zeiten hat man sich dem noch verwehrt."
Arbeitsgruppe für das Thema Arbeitszeit
Unter dem Rahmenrecht verstehen die Arbeitgeber eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten, um angesichts der Wirtschaftsflaute besser auf wechselnde Auftragslagen reagieren zu können. Dieser langjährigen Forderung der Industrie haben die Belegschaftsvertreter auch heuer wieder eine Absage erteilt, denn aus Sicht der Gewerkschaft bedeutet die Arbeitszeitflexibilisierung Lohneinbußen. Das Thema wurde in eine Arbeitsgruppe ausgelagert, die bis Herbst nächsten Jahres Ergebnisse liefern soll. Auch vor zwei Jahren wurde schon einmal eine Expertenkommission zur Arbeitszeitflexibilisierung eingesetzt – herausgekommen ist damals nichts.
Einheitlicher Lohnabschluss erreicht
Aber auch die Gewerkschaftsseite hat Federn lassen müssen: Die ursprüngliche Forderung nach einer fünfprozentigen Lohnerhöhung wurde klar verfehlt. Als Verlierer sehe man sich trotzdem nicht, sagt Rainer Wimmer: "Ganz im Gegenteil: Wir haben einen sehr guten, sozialen Abschluss hinbekommen. Die kleineren Einkommen wurden besonders berücksichtigt. Wir liegen bei unserem Abschluss 0,8 Prozent über der Inflationsrate. Es wird einen deutlichen Reallohnzuwachs geben. Vor allen Dingen: Dieser Abschluss gilt für alle 180.000 Beschäftigte in der Metallindustrie." Somit habe die Gewerkschaft ihr wichtigstes Ziel erreicht, nämlich einen einheitlichen Lohnabschluss für alle sechs Metallerbranchen, resümiert Gewerkschafts-Chefverhandler Wimmer.
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