20 Jahre Schuldnerberatungen

Mehr als 50.000 Österreicherinnen und Österreicher benötigen jährlich die Unterstützung einer Schuldnerberatung. Bei rund jedem fünften wird in der Folge auch Privatkonkurs beantragt. Die Dachorganisation der ASB-Schuldenberatung feiert ihr 20jähriges Bestehen.

Morgenjournal, 3.11.2012

Hilfe aus der Verschuldung

Die Grundregel, wann man den Rat eines Experten suchen sollte, ist im Prinzip sehr einfach, sagt Hans Grohs, Geschäftsführer der ASB Schuldnerberatungen: "Wenn man merkt, man kommt nicht mehr zurecht, die offenen Forderungen alle zeitgerecht zu begleichen, dann ist der Zeitpunkt, wo ich spätestens einen Termin bei einer Schuldenberatung machen sollte."

Oder anders gesagt, wenn man über längere Zeit monatlich mehr ausgibt, als man einnimmt. Vor 20 Jahren, bei der Gründung der Schuldnerberatungen-Dachorganisation, war die Arbeit der Experten noch eher "exotisch" und der Privatkonkurs, korrekt "das Schuldenregulierungsverfahren", zur möglichen Entschuldung von Betroffenen wurde überhaupt erst später eingeführt; durchaus auch dank der Lobbying-Arbeit der ASB-Schuldenberatung.

Junge besonders betroffen

Die häufigsten Gründe für Überschuldungen sind übrigens Arbeitslosigkeit beziehungsweise deutliche Einkommensverschlechterungen etwa durch Kurzarbeit. Mehr als ein Viertel der Ratsuchenden ist unter 30 Jahre alt. Hans Grohs erklärt das auch mit dem niedrigen Einkommen in den ersten Berufsjahren: "Das Bedürfnis und er Wunsch sich alles leisten zu wollen und das auch erfüllen zu müssen ist sehr hoch und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind eben lange Zeit so gewesen, dass Geld sehr einfach zur Verfügung gestellt worden ist, für Wohnungskauf, für Autokauf, für guten Lebensstandard, Konsum und Urlaub."

Schulden sind normal geworden

Und so hat man sich ans Schuldenmachen geradezu "gewöhnt". Hans Grohs sieht aber auch zunehmende Probleme bei der älteren Generation. Die finanziellen Folgen für Menschen die in Pension gehen sind natürlich nicht neu, "aber es ist neu, dass das Einkommen in der Pension oft nicht mehr reicht, um leben zu können und sich auf das vorzubereiten und den Lebensstandard auch entsprechend zurückzunehmen. Das wird wichtig sein und das müssen die Pensionisten oder die, die in Pension gehen, sich vorher gut überlegen und organisieren."

Und gegebenenfalls auch schon den Rat einer Expertin oder eines Experten suchen, bevor die finanziellen Probleme zu groß werden. Für die Schuldnerberatungsstellen selbst fordert Grohs unter anderem eine brauchbare öffentliche Finanzierung. Im Jahr 2011 musste erstmals eine reale Kürzung hingenommen werden.