USA mit Schiefergas energieautark

Die USA wollen unabhängig von Öl-Importen werden. Das hat der wiedergewählte US-Präsident schon in seiner Siegesrede in der Wahlnacht gesagt. Tatsächlich könnten die USA in absehbarer Zeit energieautark sein, denn es verfügt im Überfluss über Schiefergas - Erdgas aus Gesteinsschichten, das erst seit ein paar Jahren durch eine spezielle Technik gewonnen werden kann. Für die US-Wirtschaft ein Riesen-Wettbewerbsvorteil. Klimaschützer haben aber Bedenken.

Morgenjournal, 10.11.2012

Neue Techniken

Vor ein paar Jahren waren sich noch viele Experten einig - die fossilen Brennstoffe werden bald zur Neige gehen. Doch neue Produktions-Techniken haben das Blatt gewendet: in den USA wird mittlerweile so viel Schiefergas produziert, dass der Preis im Keller ist. Erdgas kostet dort nur mehr ein Viertel von dem, was es in Europa kostet.

Das bringt einen enormen Wettbewerbsvorteil für die amerikanische Wirtschaft, sagt Rohstoff-Experte Ronald Stöferle von der Erste Group.

Auch im Verkehr könnte Erdgas bald importiertes Erdöl ersetzen, wenn man es schafft, LKG und Schiffe auf Erdgas umzurüsten. Stöferle hält es für möglich, dass die USA so schon bald – 2020 - energie-autark sein könnten.

Alternativ-Energien in Bedrängnis

Für die Klima-Bilanz in den USA ist der Überfluss an Erdgas auf den ersten Blick gut - denn bei der Verbrennung von Gas entsteht nur halb so viel CO2 wie bei Kohle. Auf den zweiten Blick bringt das billige Gas allerdings erneuerbare Energiequellen wie Windkraftwerke in Bedrängnis. Das bestätigt auch Klimaschutz-Experte Stefan Schleicher. Er hofft aber dennoch auf neue Investitionen in erneuerbare Energien in den USA. Im Windbereich etwa gebe es durchaus noch Potential.

Der Boom bei Schiefergas in den USA hat auch bereits Auswirkungen auf Europa. Weil die Amerikaner jetzt weniger eigene Kohle brauchen, exportieren sie es, was dazu führt, dass jetzt wieder mehr billige Kohle in Europa verbrannt wird.

Verfahren umstritten

Fraglich ist, wie lange der Schiefer-Gas-Boom in den USA anhält. Auch wenn die Produktion mittlerweile umweltschonender geworden ist: die Produktion von Schiefergas sei auch in den USA weiter umstritten, sagt Stefan Schleicher.

Faktum ist: wenn der Trend anhält, werden die USA schon bald vom Importeur, zum Gas-Exporteur. Ein Entwicklung, die in Europa übrigens nicht zu erwarten ist. Zwar gibt es auch hier Schiefer-Gas-Vorkommen. Allerdings liegen sie tiefer, daher wäre die Förderung teurer und die Umweltbedenken sind in Europa noch größer. Absehbar und realistisch ist Schiefer-Gas innerhalb der nächsten 10 Jahre nur in Polen.