Der Typ aus dem Song

Als die Band Culture Club im September 1982 die Single "Do You Really Want To Hurt Me" auf den Markt brachte, war der Sänger der Band, Boy George, nicht sicher, ob diese Nummer wirklich veröffentlicht werden sollte. Denn im Text singt Boy George von seiner stürmischen Affäre mit dem Drummer der Gruppe, Jon Moss.

Auf den Erfolg der Single angesprochen, meinte Boy George einmal, der Song sei deshalb weltweit so populär gewesen, weil es ein Liebeslied sei. Und Liebeslieder eben die mächtigsten Lieder seien.

Schmähsong auf Paul McCartney

Dass man einem Bandkollegen nicht unbedingt in Liebe zugeneigt sein muss, um ihn in einem Song zu verewigen, das demonstrierte John Lennon im Jahre 1971. Auf der LP "Imagine" findet sich der Song "How Do You Sleep", eine bitterböse Abrechnung mit dem ehemaligen Bandkollegen Paul McCartney.

Hommage an Syd Barrett

50 Songs haben Michael Keatley und Frank Hopkinson für ihr Kompendium ausgewählt. Was auffällt: Viele der Songs sind Bandkollegen und Musikern gewidmet. Pink Floyds "Shine on You Crazy Diamond" zum Beispiel handelt von Syd Barrett, dem mythenumrankten ersten Sänger der Gruppe. Am Anfang war Barrett die Stimme, das Hirn und das Herz von Pink Floyd. Die ersten beiden Singles hatte er geschrieben, und acht der elf Stücke des Debütalbums stammten aus seiner Feder, an zwei weiteren hatte er mitgearbeitet.

Nach dem ersten Album aber zog sich Barrett immer mehr in seine eigene Welt zurück und war kaum noch ansprechbar. Als er die Band verließ, waren viele überzeugt, dass Pink Floyd vor dem Aus stünde. Die Band machte jedoch weiter und wurde zu einer der wichtigsten Gruppen der Popgeschichte. 1975 erschien auf dem Album "Wish you Were Here" ihr Tribut an Syd Barrett.

Der "Tit Man"

Einige Songs in dem Buch sind Kindern gewidmet. "Hey Jude" von den Beatles schrieb Paul McCartney für den damals fünfjährigen Sohn von John Lennon, Julian Lennon. Der Song sollte Julian trösten, waren seine Eltern doch gerade in einen erbitterten Scheidungskrieg verstrickt.

"Rufus Is A Tit Man" schrieb Loudon Wainwright III. für seinen Sohn Rufus Wainwright. Wainwright besingt darin die Eifersucht auf seinen Sohn, der permanent an den Brüsten der Mutter saugen darf.

Das Buch von Michael Keatley und Frank Hopkinson ist ein unterhaltsamer Streifzug durch die Popgeschichte. Die Autoren erklären kurz Entstehungsgeschichte und Bedeutung der 50 ausgewählten Songs. Das trägt nicht nur dazu bei, die Lieder besser zu verstehen, es macht auch Lust, sie wieder einmal zu hören.

Service

Michael Heatley & Frank Hopkinson, "Der Typ aus dem Song", Deutsche von Madeleine Lampe, Verlag Schwarzkopf und Schwarzkopf

Schwarzkopf und Schwarzkopf - Der Typ aus dem Song