Neue Stage Band im Porgy & Bess

Von Thelonius Monk bis Miles Davis: Viele der Großen des Jazz haben in Stage Bands begonnen zu spielen und sind damit auch groß geworden - in Bands also, die in einem Jazzclub oft über mehrere Wochen oder Monate einen Vertrag hatten, täglich spielen und sich ausprobieren konnten.

Im Wiener Porgy und Bess geht das Engagement einer Stage Band für gewöhnlich über eine komplette Saison, mit bis zu insgesamt zehn Konzerten. In der Vergangenheit gastierten hier etwa Ensembles wie das Vienna Art Orchestra, Ton.Art, Nouvelle Cuisine und das Upper Austrian Jazz Orchestra. Mit Vincent Pongracz hat man dieses Mal einen jungen - noch weitgehend unbekannten Musiker mit dem Projekt betraut.

Kulturjournal, 26.11.2012

Geprobt wird im Pop-Haus der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien, wo Vincent Pongracz Saxophon studiert. Fünf Bläser sind diesmal mit dabei, dazu Bassgeige und Schlagzeug. Die Besetzung der Stage Band wechsle aber von Konzert zu Konzert, so der 26-jährige Wiener.

"Open Birdcage", also "Offener Vogelkäfig" lautete der Titel für das erste Konzert der Stage Band Mitte Oktober. Pongracz transkribierte und arrangierte für diesen Abend Vogelstimmen, inspiriert durch die ornithologischen Tätigkeiten des französischen Komponisten Olivier Messiaen.

Hommage an Roland Kirk

Für jeden Konzertabend schreibt Pongracz ein eigenes Programm - wobei es bereits ein Konzept für das gesamte Stage-Band-Projekt gebe, sagt er.

Das heutige, zweite Konzert, für das Pongracz die Arrangements gemeinsam mit dem Saxophonisten Daniel Moser geschrieben hat, ist dabei dem 1977 verstorbenen Saxophonisten und Multiinstrumentalisten Roland Kirk gewidmet. Kirk spielte des Öfteren zwei Instrumente gleichzeitig, und so greift auch Pongracz zu Saxophon und Klarinette. Wie schon beim ersten Konzertabend verzichtet Pongracz dabei in seinen Arrangements auf ein Harmonieinstrument. Er möge es, mehr Raum für die Bläser zu haben.

Und wie beim Programm "Open Birdcage" darf man auch dieses Mal auf Einlagen zwischen den einzelnen Nummern gespannt sein. Damals wurden zwischen den Stücken die Vogelstimmen von Buchfink, Zaunkönig und Co. eingespielt und Vogelbilder auf die Bühne projiziert. Diesmal sollen Originalmoderationen Roland Kirks eingespielt werden. Er sei auf den Geschmack solch durchinszenierter Abende gekommen, so Pongracz.

Musikalische Experimente

Das Projekt Stage Band im Porgy & Bess gibt es schon seit Mitte der 1990er Jahre. Eingeladen werden dabei heimische Ensembles oder Musiker, wobei es kaum Vorgaben vonseiten des Clubs gibt. Pro Konzert erhalten die Musiker eine für die Szene übliche Gage, wie Christoph Huber, Leiter des Porgy, meint. Auf Vincent Pongracz sei er über Empfehlungen, sowie durch dessen Bandprojekte "Woody Black Four" sowie "No Home for Johnny" aufmerksam geworden.

No Home for Johnny ist dabei eine Band mit Nähe zu Hip-Hop, und wenn man sich die verschiedenen Files auf dem Sound-Cloud-Profil von Pongracz durchhört, so stößt man noch auf andere musikalische Experimente, bis hin zu Elektronik und Disco Sounds. Das derzeitige Stage-Band-Engagement, für das Pongracz monatlich ein volles Konzertprogramm schreibt, sieht der Musiker dabei vor allem auch als Vorarbeit für Folgeprojekte.

Service

Ö1 Club-Mitglieder bekommen im Porgy & Bess ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).

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