Lehrerstreik in der Slowakei
In der Slowakei gibt es seit gestern keinen Schulbetrieb, tausende Lehrer arbeiten für unbestimmte Zeit nicht mehr. Der Hintergrund: Im Verhältnis zu anderen Berufsgruppen sind Lehrer in der Slowakei sehr schlecht bezahlt. Daher fordern sie höhere Löhne, doch die sozialdemokratische Regierung in Bratislava lehnt das ab.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 27.11.2012
Lehrer auf der Straße
Leere Gänge, leere Klassenzimmer - das ist das Bild, das sich einem derzeit in den meisten slowakischen Schulen bietet. 80 Prozent der Schulen im Land haben sich dem Streikaufruf der Gewerkschaften angeschlossen, neben staatlichen Schulen auch private und kirchliche. Gestern kam es in allen größeren Städten des Landes zu Protestversammlungen. In Bratislava sind tausende Lehrer auf die Straße gegangen. Sie fordern Lohnerhöhung um zehn Prozent: "Unsere Löhne wurden seit Jahren nicht angepasst, die Regierung muss da endlich etwas ändern", so einer der Gewerkschaftsführer.
Zorn über "Hungerlöhne"
Die finanzielle Lage der Lehrer in der Slowakei ist höchst prekär. Der Lehrberuf gehört zu den am schlechtesten bezahlten Berufen. Um die 600 Euro verdient ein Lehrer, das liegt weit unter dem slowakischen Durchschnittseinkommen. Junglehrer kommen gar nur auf knapp über 400 Euro pro Monat. "Das ist einfach nicht korrekt", bringt es einer der Demonstranten auf den Punkt. "Wie lange sollen wir noch für einen Hungerlohn unsere Jugend ausbilden." Der Zorn auf die Regierung ist groß: "Wir geben Geld nach Griechenland, haben aber keines für unsere Schulen", steht auf den Plaketen.
Regierung in Zwickmühle
Für die Regierung in Bratislava kommt eine Lohnerhöhung nicht in Frage. Selbst eine geringfügige Anhebung der Gehälter würde dem Staat 60 Millionen Euro kosten. "Geld, das wir einfach nicht haben", sagt Bildungsminister Caplovic. Ministerpräsident Robert Fico befindet sich in der Zwickmühle. Der Sozialdemokrat, der sich gerne als Robin Hood der armen Leute versteht und mit großen Wahlversprechen für Niedrigverdiener im Frühjahr wiedergewählt wurde, hat den Lehrern nichts zu bieten. Er verstehe die Forderungen, sagt Fico, doch die Konsolidierung des Budgets habe Vorrang.
Niemand kann sagen, wie lange der Streik der Lehrer dauern wird. Möglichst lange, um mehr Druck auszuüben, so die Gewerkschaft. Ob sich das die Lehrer aber leisten können, ist fraglich. Denn solange sie streiken, bekommen sie gar kein Gehalt.