Umfrage: Gewalt an Frauen weit verbreitet

"Erschreckend und alarmierend" ist für Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) die Kernaussage zur neuesten Umfrage über Gewalt an Frauen. Drei Viertel der mehr als 1.200 Befragten halten häusliche Gewalt demnach für sehr verbreitet oder ziemlich verbreitet. Jede Zweite kennt selbst ein Gewaltopfer.

Mittagsjournal, 28.11.2012

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"Schockierende Ergebnisse"

Auch wenn spektakuläre Einzelfälle manchmal einen gegenteiligen Eindruck vermitteln: Gewalt gegen Frauen ist keineswegs ein Randthema. "Alles in allem sehr erschreckende, sehr alarmierende Zahlen", subsumierte Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) die Erkenntnisse des aktuellen österreichischen Frauenbarometers, die im Rahmen einer Pressekonferenz am Mittwoch in Wien präsentiert wurden.

"Schockierende Ergebnisse" nannte die Ministerin die Daten der aktuellen Umfrage zum Thema "Gewalt gegen Frauen". Nicht nur steigt die Zahl der Hilfe-Suchenden bei Opferschutzeinrichtungen, das Thema betrifft auf die eine oder andere Weise eine Mehrheit der heimischen Bevölkerung - entweder ganz persönlich oder im näheren Umfeld. Nicht jedem ist diese Tatsache überhaupt bewusst: So verwies Studienautorin und Meinungsforscherin Christina Matzka auf die subtileren Methoden jenseits von Schlägen: Kontrolle, die Einschränkung der persönlichen Freiheit, aber auch der Einsatz von Ressourcen als Druckmittel.

Gewalt weit verbreitet

Drei Viertel aller interviewten Österreicher meinen, dass häusliche Gewalt gegen Frauen hierzulande ausgesprochen verbreitet ist. Bei den weiblichen Befragten liegt diese Zahl bei 81 Prozent. Frauen reden mit ihren Geschlechtsgenossinnen offenbar auch weit öfters über diese Problematik - vor allem, wenn sie selbst Opfer werden. Fast die Hälfte (47 Prozent) kennt eine Betroffene persönlich. Grundsätzlich verfügt jeder Zweite (51 Prozent) über persönliche Erfahrung mit Gewalt und Aggression.

Grundsätzlich ist bei dieser Thematik in den meisten Punkten ein deutlicher Unterschied zwischen den Geschlechtern festzustellen. Sowohl was die Wahrnehmung, als auch was die individuellen Erlebnisse betrifft, sind Männer meist weniger involviert. Positiv gesehen werden kann der Fakt, dass Gewalt gegen Frauen keine Privatsache mehr ist. Nur jeder Zehnte gab an, dass dies niemanden etwas angehe - mehr als drei Viertel (77 Prozent) hingegen negieren diese Ansicht strikt. Außerdem lehnt eine breite Mehrheit (90 Prozent) "grundsätzlich jede Gewalt" ab.

Sexuelle Belästigung

Zum aktuelles Thema "Po-Grabschen" widersprach die Ministerin vehement einer verharmlosenden Ansicht und stellte klar: "Das ist sexuelle Belästigung". Und die hat laut Frauenbarometer jeder dritte Österreicherin bereits am eigenen Leib erfahren. Die viel-diskutierte Aufklärungsbroschüre nannte sie "eine exzellente Arbeitsgrundlage" und lehnt Änderungen ab.

An der vierteljährlichen repräsentativen Online-Umfrage zur Gleichstellung in Österreich und aktuellen Frauenthemen nehmen 1.145 Teilnehmer beiderlei Geschlechts teil. Durchgeführt wird die Studie vom Marktforschungsunternehmen meinungsraum.at. (Text: APA, Red.)