Hörspiel von Sepp Mall

Alles flieht. Flüstern. Sätze. Stimmengewirr

Ursprünglich hieß er ja Xaver, der Bauernbub aus bescheidenen Verhältnissen, und ursprünglich hatte er ja Tischler gelernt. Als er dann aber Sportler wurde, Bergsteiger, Extrembergsteiger, wurde er von allen Kevin genannt.

Das macht sich auf der internationalen Bühne einfach besser. Kevin, vormals Xaver, war ein Selfmademan, sogar Englisch hatte er sich selbst beigebracht. Das brauchte er, wenn er mit den Kameraden aus Chile, Polen oder Amerika eine weitere Besteigung vorbereitete.

... ein Bauernbub, sonst nichts ...

Eines Tages aber kam es wie es kommen musste: Kevin wird von einer Eislawine begraben. Zu Hause, im Dorf, bereitet man die Beerdigung vor. Und alle wollen teilhaben an der Berühmtheit ihres Helden. Journalisten streiten sich um die beste Geschichte, die Witwe achtet darauf, dass der Pfarrer nichts Falsches sagt am offenen Grab.

Der Südtiroler Schriftsteller Sepp Mall, geboren 1955, beschäftigt sich in seinem vierten Hörspiel mit der Konstruktion von Identität. Und damit, dass das gelebte Leben und der Nachruhm nicht immer deckungsgleich sein müssen.