Zeichnung von Franz Schuh, Simpsons

IDEE: INA LOITZL

Menschenbilder

Franz Schuh, Schriftsteller

Vom Arbeiterbezirk zur Innenstadt. Der Autor Franz Schuh

"Es bleiben Erinnerungen, wenn überhaupt etwas bleibt." So beginnt ein autobiographischer Essay des Schriftstellers und Lehrbeauftragten an der Universität für Angewandte Kunst, den sie in der Schule mit einem Namenswitz aufgezogen haben: "Schuh, wo bleibt der zweite Schuh?" Die Erinnerungen von Franz Schuh, der aus einer Arbeiterfamilie stammt, die es ins Kleinbürgertum geschafft hat, sind vom Aufwachsen im Gemeindebau geprägt und von seiner Schulzeit im Realgymnasium Diefenbachgasse, wo ihm die Matura gelang. Er studierte danach - "leidenschaftlich" - Geschichte, Germanistik und Philosophie. Seine Kindheit während der Besatzungszeit verbrachte er im 15. Wiener Gemeindebezirk.

Am 15. März 1947 geboren, wuchs Franz Schuh als Einzelkind auf. Sein Vater war in der Zwischenkriegszeit Hilfsarbeiter am Holzplatz; nach dem Krieg Beamter bei der Staatspolizei - und das als Kommunist, der er bis zum Ungarischen Volksaufstand 1956 blieb. Die Mutter war gelernte Bürokraft, klassisch doppelt belastet durch Beruf und Haushalt - in den Sechzigerjahren eine Konstellation, die noch zuverlässig zum sozialen Aufstieg der Familie beitrug. Stolz ist Franz Schuh auf seine Zeit als Landesverteidiger: im Hochgebirge, hundert Meter unter einem Gletscher. So sportlich, wie er es als Soldat war, ist Franz Schuh nicht mehr: Essen sei seine Sucht geworden; zwei Jahre lang sei er "ein sehr gütiger Restaurantkritiker" für den Kurier gewesen - aber: "Ich habe in meinem Leben mehr Gewicht abgenommen als die Jazz-Gitti!"

Seit seiner Jugend ist Franz Schuh reisefreudig und auf die Welt neugierig. Und immer schon haben ihn Worte interessiert, die er zu geschliffenen Sätzen formt. Nicht zuletzt nimmt er teil an Gesprächen, in denen er pointiert und nicht ohne Ironie seine Standpunkte vertritt - und hin und wieder kein Ende findet.

Ö1-Hörerinnen und -Hörer kennen Franz Schuh von seiner monatlichen Kolumne "Das Magazin des Glücks." Texte von ihm erscheinen in zahlreichen Zeitungen und Zeitschriften. Schuh hält Vorträge, Lesungen und so manche Laudatio - vor allem aber ist in viereinhalb Jahrzehnten eine stattliche Reihe an Buchveröffentlichungen entstanden, zuletzt Essays unter dem Titel "Steckt den Sand nicht in den Kopf". 2024 erschien unter anderem "Blendung als Lebensform. Zur Aktualität von Elias Canetti" - über einen Autor, mit dem Franz Schuh sich seit "fast einem halben Jahrhundert" intensiv beschäftigt.

Die Menschenbilder bringen am Nationalfeiertag das Portrait eines Autors, in dessen Werk Aspekte österreichischer Kultur und Literatur nicht die einzige, aber auch nicht die unwichtigste Rolle spielen.

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