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Diagonal
Untot seit 300 Jahren. Diagonal zum Thema Vampirismus
Im Sommer 1725 tauchte in einem Bericht der Wiener Zeitung, damals "Wienerisches Diarium", über ein serbisches Dorf erstmals das Wort "Vampyr" auf. In der Popkultur sind die Blutsauger mit Biss seither nicht tot zu kriegen.
Anschl.: Diagonals Feiner Musiksalon
15. November 2025, 17:05
Vor 300 Jahren erregten ungewöhnliche Ereignisse im serbischen Dorf Kisovola ganz Europa: Kurz nach seinem Tod soll der Bauer Peter Plogojowitz nachts aus seinem Grab gestiegen sein und das Dorf heimgesucht haben. Mehrere Menschen erkrankten und starben innerhalb weniger Tage. Der Fall wurde aktenkundig, von kaiserlichen Kommissionen untersucht, breit rezipiert und gilt als eine der ersten "dokumentierten" Vampirgeschichten Europas. Im 18. Jahrhundert erfasste eine wahre Vampirmanie das Habsburgerreich. Aus einer Mischung aus Aberglauben, Seuchenangst und Unwissen über Verwesungsprozesse entstand ein Mythos, der sich bis heute in unsere Kultur eingeschrieben hat.
Seither hat der Vampir viele Gestalten angenommen: vom blutrünstigen Aristokraten über die attraktive Verführerin bis zum jugendlichen Herzensbrecher. Dass die Faszination ungebrochen ist, zeigt auch ein weiteres Jubiläum: Vor 20 Jahren erschien mit "Twilight" der erste Band einer Fantasy-Trilogie, die Vampirismus für eine neue Generation romantisierte und das Bild des Vampirs nachhaltig veränderte.
Die Blutsauger mit Biss bleiben damit eine Projektionsfläche für das, was Gesellschaften bewegt: für die Angst vor Fremdem und Unkontrollierbarem, für den Wunsch nach Unsterblichkeit, für Begehren, Macht und Grenzüberschreitung. Diagonal untersucht den Vampir als Schreckensfigur und Sehnsuchtsbild.
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