Reportage aus Damaskus

In Syrien gehen die Kämpfe weiter. Die Soldaten des Assad-Regimes mussten den Rebellen inzwischen große Teile des Landes überlassen. Sie verteidigen mit allen Mitteln Damaskus. Die Hauptstadt ist nur mehr vom Libanon aus zu erreichen. Das ist unserem Reporter Robert Uitz gelungen - er berichtet aus Damaskus, wo die Menschen versuchen, den Krieg so gut es geht auszublenden.

Morgenjournal, 10.12.2012

Aus Damaskus,

Alltag im Kanonendonner

Kinder wollen spielen, auch wenn die Erwachsenen gerade Krieg führen. So wie hier auf einem kleinen Spielplatz mitten in Damaskus. Die Bewohner der Stadt versuchen, ein halbwegs normales Leben aufrecht zu erhalten. Sie gehen einkaufen, am Abend vielleicht sogar ins Restaurant oder in die Bar. Doch schon auf den ersten Blick ist klar – wir befinden uns in einer Stadt, die vom Krieg umgeben ist. An jeder Straßenecke stehen Dutzende schwer bewaffnete Soldaten der sogenannten Bürgerwehren. Sie tragen meist Zivilkleidung, haben aber die Kalaschnikow geschultert. Jedes Auto wird angehalten, oft durchsucht. Im Hintergrund donnern den ganzen Tag die Geschütze, sind Explosionen zu hören. Schwarze Rauchwolken steigen auf. Oft sind es nur ein paar hundert Meter zwischen einem geschäftigen Gemüsemarkt und erbitterten Kämpfen um jedes Haus.

Angst vro Söldnern

Einer der Milizionäre, er nennt sich Abu Ghabi, glaubt zu wissen, wer an all dem Schuld ist: Ausländer. "Wir hier, die Einwohner vom Stadteil Bab Tuma, wir hier sind von allen Religionen. Hier hat es Juden gegeben, und Christen und Muslime. Das ganze Volk hat in Frieden zusammengelebt. Es gibt nur ein Problem – die ausländischen Kämpfer, die hier ins Land gebracht werden. Das sind die, vor denen wir wirklich Angst haben. Die kommen her, um zu sterben. Die kommen nicht her, um Gutes zu tun, denn wenn Du Gutes tun willst bringst du keine Waffen mit." Wer hier genau gegen wen kämpft lässt sich nur schwer sagen. Aber so ist das im Bürgerkrieg. In Damaskus ist wieder einmal der Strom ausgefallen – doch auch darauf haben sich die meisten eingestellt. Und so geht der Ruf des Muezzin im Rattern der Stromaggregate unter.

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