Telekom: Anonyme Korruptionsmeldestelle

Nach zahlreichen Skandalen arbeitet die Telekom Austria weiter daran, sich für die Zukunft sauber und transparent aufzustellen. Dazu hat sie seit kurzem ein System, mit dem jeder im Unternehmen anonym Hinweise geben kann. Die Hinweisgeber, auf Englisch "Whistleblower", sollen so dazu beitragen, dass Fälle von Korruption oder andere Verfehlungen aufgedeckt werden.

Mittagsjournal, 10.12.2012

Kollegen melden Kollegen

Die Telekom-Austria will offenbar allen beweisen, dass sie es ernst meint mit Transparenz und dem richtigen Verhalten der Mitarbeiter. Neben einem Verhaltenskodex und einem eigenen Experten aus Deutschland gibt es seit gut zwei Monaten ein System, das es Mitarbeitern erlaubt, anonym Hinweise zu geben. Martin Walter, jener Mann, der seit einem Jahr für den Bereich Compliance, also für das richtige Verhalten, zuständig ist, sagt: "Es gibt Erkenntnisse, dass die meisten Hinweise auf Fehlverhalten in einem Unternehmen von den Kolleginnen und Kollegen mitgeteilt werden. Und deshalb haben wir dieses Hinweisgebersystem eingeführt."

Davon erhofft man sich zwei Dinge: zum einen, dass Fälle von Korruption oder anderes Fehlverhalten schneller aufgedeckt werden, und zweitens, dass ein solches System auch abschreckend wirkt. Dass also potenzielle Täter wissen, dass sie im Zweifelsfall leichter überführt werden können.

Anonyme Kommunikation

Das neue System kommt auch schon bei anderen Firmen wie der deutschen Telekom zum Einsatz, und man hat es sich einiges kosten lassen. Wie viel, will man nicht sagen - aber es garantiere jedem Hinweisgeber absolute Anonymität. Gleichzeitig gibt es aber auch die Möglichkeit, über ein anonymes Postfach mit den Ermittlern der Compliance- und Revisionsabteilung zu kommunizieren, sagt Martin Walter: "Manchmal werden Hinweise auch abgegeben im Zustand einer inneren Erregung. Und wenn man die Möglichkeit hat nachzufragen, ist das auch aus Ermittlungsgründen sehr hilfreich."

Missbrauch wird in Kauf genommen

Natürlich bietet ein anonymes System auch die Möglichkeit des Missbrauchs - etwa dass ein Mitarbeiter seinen Vorgesetzten ganz bewusst mit falschen Hinweisen anschwärzt. Das nehme man aber wohl oder übel in Kauf, Missbrauch würde geahndet. Gleichzeitig besteht natürlich auch für den Hinweisgeber die Gefahr, dass er sich selbst belastet. Eine Art Kronzeugen-Regelung wird es bei der Telekom aber nicht geben, auch an eine finanzielle Belohnung ist nicht gedacht.