Deutsche Autohersteller trotzen der Krise

Der Trend zur Motorisierung hat nachgelassen in Europa. Vielen Jüngeren ist, wie man hört, ein gutes Handy mittlerweile wichtiger als ein gutes Auto. In weiten Teilen Europas haben auch die Folgen der aktuellen Krise die Autokauflust gebremst. Die großen deutschen Autohersteller blicken dennoch auf ein sehr gutes Jahr zurück - mit einer großen Ausnahme.

Mittagsjournal, 15.12.2012

Opel muss draußen bleiben

Heute hätte das große Volksfest stattfinden sollen, mit 15.000 Gästen aus der Stadt, mit Prominenz und frohen Reden. Aber dann wurde es abgesagt, aus naheliegenden Gründen. Das Opel-Werk in Bochum hätte heute nämlich seinen fünfzigsten Geburtstag gefeiert, doch die Feierstimmung ist dahin. Anfang der Woche musste bei Opel verkündet werden, dass es mit dem Bochumer Werk zu Ende geht, maximal vier Jahre noch, dann wird zugesperrt.

Opel steckt in der Zwickmühle, denn die Firma muss sich dem Hausregeln des Mutterkonzerns General Motors beugen, und der legt fest, dass Opel- Autos in erster Linie nur in Europa verkauft werden dürfen. Ein hartes Los, denn in Europa kommen Autos aus der Mode, in Westeuropa ist im letzten Jahr die Zahl der Neuzulassungen um neun Prozent gesunken. Für Matthias Wissmann, oberster Repräsentant der deutschen Autoindustrie, ein schmerzlicher Rückgang: "Das sind über eine Million Autos weniger als vor einem Jahr." Die ständige Krisenberichterstattung verlocke nicht zum Neuwagenkauf.

Asiaten wollen Premium

Dennoch kann die deutsche Autoindustrie, im ganzem gesehen, noch auf ziemlich hohem Niveau jammern. Die bekanntesten Marken, also VW, Mercedes und BMW, haben exzellente Jahre hinter sich, denn was ihnen in Europa fehlt, das machen sie in Asien wett, dort ist die Nachfrage weiterhin ungebrochen. Und wer sich dort ein Auto leistet, der will gerne auch etwas Besonders haben - einen gut ausgestatteten Wegen aus dem sogenannten Premium-Segment, was Autoindustrievertreter Wissmann besonders freut: "Bei Premium haben die deutschen Hersteller einen Weltmarktanteil von 80 Prozent." Jeder zweite Arbeitsplatz der deutschen Autohersteller hänge an diesem Premium-Segment, dazu kämen noch die Arbeitsplätze bei den Zulieferern. Unter den Zulieferern sind auch viele österreichische Betriebe, deren Wohl und Wehe direkt von der deutschen Autokonjunktur abhängt. Das aktuelle Lagebild würde sich in naher Zukunft noch weiter verfestigen, meinen die deutschen Hersteller. Das heißt, Westeuropa knausert auch im nächsten Jahr beim Autokauf, doch in China und den auch in den USA sollte der Appetit auf Neuwagen wieder steigen. Rund 70 Millionen Autos kommen nächstes Jahr neu auf die Welt.

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