Griechenland kräftig hochgestuft
Es kam in der letzten Zeit selten vor, dass die Ratingagentur Standard & Poor's ein Land nicht abstraft sondern hinaufstuft. Jetzt ist das ausgerechnet Griechenland passiert, das mit der größten Schuldenkrise in der entwickelten Welt seit Jahrzehnten zu kämpfen hat. Standard & Poor’s hebt die Kreditwürdigkeit des Krisenlandes an, weil die Stabilisierungsbemühungen der Europäischen Union erfolgversprechend seien.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 19.12.2012
Stabiler Ausblick
Dass die Ratingagentur Standard & Poor’s die Bewertung Griechenlands gleich um sechs Stufen nach oben korrigiert, ist überraschend. Die Entschlossenheit der Euroländer, das Land zu unterstützen und die Reformbereitschaft der Regierung in Athen hätten den Ausschlag gegeben, heißt es in der Begründung der amerikanischen Notengeber. Die Aussicht ist stabil, das bedeutet, dass mit einer Verschlechterung in nächster Zeit nicht zu rechnen sei. Der Wendepunkt war aus Sicht von Standard & Poor’s das erfolgreichen Schuldenrückkaufprogramm der griechischen Regierung, das zur Freigabe der letzten Hilfskredite geführt hat.
Rating und Wirklichkeit
Den Rating-Agenturen ist oft vorgeworfen worden, dass sie Öl ins Feuer gießen. Jetzt scheint sich bei den strengen Bonitätswärtern die Meinung durchzusetzen, dass die Europäer die Lage in den Griff bekommen. Wie wichtig das Urteil von Rating-Agenturen überhaupt genommen werden soll, ist umstritten. Zu den befürchteten höheren Zinsen ist es bei früheren Abstufungen häufig doch nicht gekommen. Umgekehrt steckt Griechenlands Wirtschaft unverändert in der Depression - unabhängig von der verbesserten Note durch Standard & Poor’s. Heute wollen Lehrer, Eisenbahner und Steuerbeamte gegen den geplanten Stellenabbau streiken.