Weltuntergangs-Hysterie in Russland
Am Freitag dem 21. Dezember soll die Welt untergehen, vermeintlich jedenfalls. Der mehr als 5.000 Jahre dauernde Kalenderzyklus der Maya-Kultur prophezeit das Ende eines Zeitalters und den Beginn eines neuen. Für besondere Nervosität sorgt das bevorstehende Weltuntergangsdatum in Russland, wo wie in ganz Osteuropa viele Menschen traditionell abergläubisch sind.
27. April 2017, 15:40
Mittagsjournal, 20.12.2012
Aus Moskau,
In manchen Dörfern brach Panik aus und Regale wurden leergekauft, während sich in Zeitungen und im Internet gut oder oft auch scherzhaft gemeinte Ratschläge häufen, wie das Weltende überstanden werden kann. Unter anderem bieten findige Geschäftemacher Überlebenspakete und Übernachtungen in Bunkern an. Unterdessen warnen sowohl das Katastrophenschutzministerium als auch Psychologen davor, mit der Angst der Menschen Geld zu machen.
Massenpsychose
Warum da sitzen, Däumchen und auf das Ende der Welt warten. Leute, sie wird sich weiterdrehen - Russische Rapper spotten über die Angst vor dem Weltuntergang. Doch nicht alle nehmen das angeblich finstere Datum so locker. In der Kleinstadt Omutninsk, 1.000 Kilometer nördlich von Moskau, brach vor kurzem Panik aus, die Bewohner stürmten die Läden und kauften Notvorräte an Salz, Konserven und Kerosin. Auslöser der Massenhysterie war ein Artikel in der Lokalzeitung über den Mayakalender. Die Journalisten hatten vergessen, ihn als Scherz zu kennzeichnen.
Auch in mehreren sibirischen Dörfern sorgte die Nachricht vom vermeintlichen Weltuntergang für eine Massenpsychose. Geistliche Abhilfe kam schließlich von der Orthodoxen Kirche: das Moskauer Patriarchat ließ verlauten, dass auch in der Bibel die Apokalypse Thema sei. Dafür sei es aber noch zu früh. Auch das Katastrophenschutzministerium bezeichnete den bevorstehenden Weltuntergang als Unsinn, richtete aber dennoch für ängstliche Gemüter eine Hotline ein.
Gute Geschäfte
Unterdessen lässt die Weltuntergangs-Hysterie
die Kassen von findigen Geschäftemachern klingeln. Eine sibirische Hochzeitsagentur verkauft um 20 Euro Überlebenspakete. Darin enthalten sind neben Wodka, Buchweizen und Kerzen auch Schreibblöcke. Für Notizen am Tag danach. Und der weltberühmte Stalin-Bunker in Moskau, 65 Meter unter der Erde, bietet sicheren Unterschlupf während des angeblichen Weltuntergangs.
"Hierher können all jene kommen, die sich an diesem Tag fühlen wollen wie Josef Stalin," erzählt die Museumsführerin. Kostenpunkt des Programms inklusive Festessen: bis zu 40.000 Euro.
Der Psychiater Andrej Bilscho warnt unterdessen im einem populären Fernsehsender davor, mit der Weltuntergangsstimmung Geschäfte zu machen: "psychisch instabile Menschen können durch solche Nachrichten in Depressionen verfallen. Man sollte nicht auf ihre Kosten Geld verdienen."
In Russland sind die Menschen seit jeher abergläubischer als im Westen und selbst Gläubige haben oft wenig religiöse Kenntnisse. Zudem habe die lange politische Bevormundung die Russen unselbständig werden lassen, betonen Soziologen. Außerdem habe das Land allein im 20. Jahrhundert so viele politische und wirtschaftliche Krisen erlebt, dass Zukunftsangst schlichtweg alltäglich sei. Doch trotz der Hysterie, die Ironie ist vielen Russen noch nicht vergangen. so ätzen Blogger im Internet: der Weltuntergang werde Russland nicht heimsuchen. Er werde hier seinen Ursprung haben.