Flugbranche: Polnische LOT sucht Käufer

Die europäische Luftfahrtbranche leidet stark unter dem aktuellen Wirtschaftsabschwung. Jüngstes Beispiel dafür ist die staatliche polnische Fluglinie LOT. Sie kämpft ums Überleben und braucht jetzt dringend Finanzhilfe vom polnischen Staat. Die Regierung in Warschau sucht verzweifelt einen Käufer für die LOT – bisher erfolglos.

Morgenjournal, 22.12.2012

"LOT hat zu viel Zeit verplempert"

Die staatliche polnische Airline LOT, die wie die AUA Mitglied des Luftfahrtbündnisses Star Alliance ist, fliegt seit Jahren Verluste ein, nun hat die LOT bei der Regierung um Finanzhilfe angesucht - der Betrag wird offiziell nicht genannt, kolportiert werden bis zu 245 Millionen Euro. Kürzlich wurde Vorstandschef Marcin Pirog entlassen – er war bereits der elfte LOT-Chef in den vergangenen zehn Jahren. Das zeige, dass die Airline keine klare und konsequente Strategie verfolge, ein Hauptproblem von LOT, sagt der Luftfahrtexperte und Journalist Kurt Hofmann: "Der LOT ist es nie gelungen, im Star Alliance-Verbund zu präsentieren, welche Spezialitäten sie hat. Hier hat die LOT zu viel Zeit verplempert."

Schwierige Käufersuche

Wie die LOT, die 2.000 Mitarbeiter hat, stecken auch viele andere europäische Airlines in finanziellen Problemen: Sie leiden unter der schlechten Wirtschaftslage und den hohen Kerosinpreisen, außerdem setzt die Konkurrenz von Billigairlines und stark expandierenden Fluglinien vom arabischen Golf den europäischen Airlines zu. Und deshalb ist die polnische Regierung bei ihrem Plan, die LOT so schnell wie möglich zu verkaufen, noch nicht weitergekommen, sagt Hofmann: "Alle Fluglinien, die Interesse gehabt haben, wie etwa die Lufthansa, sind zur Zeit sehr mit sich selbst beschäftigt oder können die Airline nicht so restrukturieren, wie sie es gerne möchten – siehe politischer Einfluss."

LOT gibt sich zugeknöpft

Denn der Staat hält 68 Prozent an der LOT. Weil sich ein Verkauf derzeit nicht abzeichnet, ist für den Luftfahrtexperten Hofmann klar: Setzt die LOT nicht bald Schritte, etwa einen Personalabbau und Kostensenkungen, werde die Fluglinie nicht mehr auf die Beine kommen. Hoffmann erklärt: "Sie muss rigorose Sparmaßnahmen setzen, so wie wir es bei der Austrian Airlines auch gesehen haben, die heute fruchten. Wenn es jetzt, in dieser Zeit, es nicht gelingt, die LOT nachhaltig zu sanieren, dann wird sie noch einmal Geld brauchen. Wenn keines fließt, dann muss man sich die Frage der Insolvenz stellen." Bisherige Sparmaßnahmen scheiterten zum Teil am Gewerkschaftswiderstand.

Bei der LOT selbst will man sich zu den Problemen derzeit nicht äußern. Auf die Frage, ob akute Insolvenzgefahr bestehe, sagt LOT Österreich-Chef Dirk Steffensen: "Ihre Frage kann ich sehr gut verstehen. Aber da möchte ich Sie bitten, dass Sie sich direkt an die verantwortlichen Pressevertreter in Warschau wenden."

Auch aus Warschau heißt es aber, zur finanziellen Lage könne man nichts sagen, zuständig sei das polnische Schatzministerium, das ebenfalls keine Auskunft erteilen will.

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