WIFO-Experte: Hypo schließen

Die Euro-Krise bedeute für die Banken einen Überlebenskampf, den manche Banken nicht gewinnen werden, sagt der Bankenexperte des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO), Franz Hahn. Er spricht sich dafür aus, die notverstaatlichte Hypo Alpe Adria zu schließen. Überhaupt gebe es noch immer zu viele Banken in Österreich, so Hahn.

Mittagsjournal, 27.12.2012

Noch viele faule Kredite

Die Banken mussten im abgelaufenen Jahr Kosten senken, Strukturen vereinfachen und mehr Eigenkapital aufbauten. Das müsse auch nächstes Jahr weitergehen, die Bankenkrise ist noch nicht vorbei, sagt Franz Hahn, WIFO-Banken-Experte: "Die ist erst dann vorbei, wenn der Schock, den die Finanzkrise ausgelöst hat, aus den Bilanzen verschwunden ist. Und das wird noch einige Jahre dauern und benötigt noch ganz fundamentale Konsolidierungsanstrengungen." Das Problem sei, dass es noch viele faule Kredite gebe. Die Banken werden deshalb noch viel Geld abschreiben müssen, dafür müsse vorgesorgt werden, sagt Hahn.

Weitere Halbierung

Insgesamt gebe es zu viele Banken in Österreich, so der Experte. Seit den 1990er-Jahren sei die Zahl von 1.200 auf 800 gesunken, diese Reduzierung müsse weitergehen. Hahn bezeichnet die Halbierung auf 400 Banken in den nächsten zehn Jahren als wahrscheinliche Entwicklung. "Das Ziel ist, dass die Banken Unternehmensgrößen erreichen, die tatsächlich ein effizientes Geschäftsmodell ermöglichen."

Hypo schließen

Kein effizientes Geschäftsmodell sieht der WIFO-Experte derzeit bei der 2009 notverstaatlichten Kärntner Hypo Alpe Adria Bank. Er plädiert deshalb dafür, die Bank zu schließen: "Es wäre sinnvoll, wenn man der Öffentlichkeit mitteilt, dass die Strategie nur sein kann, die Bank aus dem Markt zu nehmen, das heißt also, zu schließen." Es sei die Verantwortung der Politik, die Bank so zu schließen, dass die Kosten für den Steuerzahler so gering wie möglich sind."

Reformierte Vorschriften

Die Milliarden, die an Steuergeld hineingesteckt worden sind, werden laut Hahn wohl nicht zurückgezahlt werden. Um solche Fälle künftig zu vermeiden brauche es jetzt einerseits ein Insolvenzrecht für Banken. Andererseits müsse die Bankenaufsicht künftig auch vorbeugend so agieren können, dass Banken erst gar nicht vor einem möglichen Zusammenbruch stehen, fordert Hahn. Eines der diskutierten Instrumente seien Vorschriften zur Eigenkapitalausstattung, "die über den Konjunkturzyklus variabel ist". Banken sollten also in guten Zeiten weniger Kredite vergeben und mehr Eigenkapital anhäufen. In schlechten Konjunkturzeiten sollten sie laut Hahn hingegen mehr Kredite vergeben und so auch die Wirtschaft ankurbeln helfen.

Service

WIFO