Waren wir wirklich auf dem Mond?
Hollywood im Weltall
Die Mondlandung im Juli 1969, also vor bald 44 Jahren, wurde als Jahrtausendereignis gefeiert. Doch seit Neil Armstrong seinen legendären Schritt auf die Mondoberfläche setzte, begannen die ersten Zweifler kritische Fragen zu stellen. Kann das überhaupt möglich sein? Sind die Bilder und Filme vom Mond in einem Studio in Hollywood entstanden?
8. April 2017, 21:58
Der deutsche Astrophysiker Thomas Eversberg ist nun den vor allem im Internet stark verbreiteten Verschwörungstheorien in Sachen Mondlandung nachgegangen und hat seine Recherchen in einem Buch zusammengefasst.
Verschwörungstheorien zerlegt
"Das ist ein kleiner Schritt für den Menschen, ein riesiger Sprung für die Menschheit." Der legendäre Satz von Neil Armstrong, als er am 20. Juli 1969 als erster Mensch den Mond betrat. Wurde das historische Ereignis, das Millionen Menschen vor den Fernsehgeräten mitverfolgten tatsächlich nur inszeniert? Hat uns die NASA an der Nase herumgeführt?
Schon in den frühen 1970er Jahren wurden die ersten massiven Zweifel laut. Wer heute das Wort "Mondlandung" googelt, bekommt schon als zweiten Suchvorschlag das Wort "Fake", also Fälschung, zu lesen. Das Internet, der ständig wachsende Multiplikator von Informationen, ist naturgemäß voll mit Verschwörungstheorien. Warum hat sich aber ausgerechnet jene, die besagt, dass nie ein Mensch den Mond betreten habe, so hartnäckig gehalten?
Der Astrophysiker Thomas Eversberg hat die Mondlandung selbst als Kind live vor dem Bildschirm miterlebt. Er kannte die Namen seiner Helden auswendig und stritt mit seinen Freunden, wer der beste Astronaut sei. Mit den Argumenten der Zweifler hat er sich nie näher auseinander gesetzt, weil er als Zeuge stets von der Wahrhaftigkeit der Ereignisse überzeugt war. Als ihn aber vor wenigen Jahren sogar hochintelligente Kollegen auf die Verschwörungstheorien angesprochen haben, wollte er endlich Licht ins Dunkel bringen. Der erste Schritt dazu: Er nahm die Argumente der Skeptiker ernst und versucht ihnen mit solider Logik und messerscharfer Klarheit zu begegnen.
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Im Jahr 2009 erregte dann die Nachricht meine Aufmerksamkeit, dass die NASA seit rund drei Jahren ihre Original-Aufnahmen von der ersten Mondlandung nicht mehr finden kann. Ich hatte das spontan als Panikmache von uninformierten Kreisen eingeordnet, war dann jedoch nicht wenig irritiert, als sich die Meldung als Wahrheit herausstellte.
Wo sind die Sterne?
Dem wohl populärsten Argument pro Mondlandungslüge wird gleich zu Beginn nachgegangen. Auf sämtlichen Fotos, die am Mond geschossen wurden, fehlen die Sterne am Himmel. Die meisten Verschwörungstheoretiker sind überzeugt davon, dass man schlichtweg vergessen habe, künstliche Sterne an der Studiodecke zu installieren. Es ist schwer, dieses Argument ernst zu nehmen. Eversberg tut es dennoch, stellt aber eine entscheidende Gegenfrage: Warum ist dieser Fehler keinem der zahlreichen involvierten Mitarbeiter aufgefallen? Das technische Argument für die vom Mond aus nicht sichtbaren Sterne hängt mit Belichtungsproblemen beim Fotografieren zusammen und lässt ohnehin keinen Zweifel offen.
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Auf dem Mond konnten die Astronauten mit ihren Augen keine Sterne sehen, weil die Sonne alles überstrahlte. Das haben Armstrong und die anderen Astronauten sehr bald nach den Mondlandungen in Interviews bestätigt.
Bei Skeptikern überaus beliebt ist die "Fahnentheorie". In verschiedenen Filmszenen flattert die amerikanische Flagge im Wind. Ein klarer Beweis dafür, dass die Erde Schauplatz der Dreharbeiten gewesen sein muss. Denn ohne Luft gibt es ja keinen Wind und ohne Wind flattert keine Fahne.
Wieder kontert der erfahrene Astrophysiker mit Logik. Warum sollte bei der Planung eines globalen Betruges ein solch simpler Fehler passieren? Danach beweist er, dass es bei sämtlichen Aufnahmen der bewegten Flagge eine entscheidende Vorgeschichte gibt. Diese beinhaltet immer das Hantieren eines Astronauten mit der Fahne. Die angeblichen Filmbeweise im Internet seien überdies absichtlich exakt so geschnitten, dass man diesen Astronauten eben nicht sieht.
Lebensbedrohliche Strahlung
Ein weiteres Argument der mitunter fanatisch auftretenden Zweifler heißt Van-Allen-Gürtel. Sie meinen, dass dieser durch das Erdmagnetfeld erzeugte Strahlungsgürtel der Erde für Menschen wegen der Radioaktivität unmöglich lebend zu durchqueren sei. Hier kann Thomas Eversberg ohne viel Aufwand mit statistischem Material kontern.
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Die Zahlen zeigen, dass selbst die Astronauten der längsten Mondmissionen deutlich weniger Strahlung abbekommen haben als sie in Deutschland pro Jahr zulässig ist. Kein einziger aller russischen und amerikanischen Astronauten hatte signifikante Strahlenschäden.
Als die Mondlandefähre die Oberfläche anflog, bremste sie ihren Fall mit einem Abstiegstriebwerk, das mit einem Schub von bis zu 45.000 Newton ausgestatten war. Logische Konsequenz wäre ein Rückstoßkrater unter der gelandeten Fähre. Auf den NASA-Bildern ist allerdings nichts davon zu sehen. Ein Argument, das jeden zunächst einmal stutzig macht. Doch selbst für diesen vermeintlichen Beweis gibt es eine einfache Erklärung.
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Der Abstiegsmotor wurde schon in 1,7 Metern Höhe über dem Boden abgeschaltet! Das hört sich abenteuerlich an, ist aber angesichts der verringerten Schwerkraft kein Problem. Außerdem landete die Fähre nicht immer senkrecht auf dem Mondboden, sondern schwebte mit einer beträchtlichen seitlichen Geschwindigkeit ein. Im Resultat strich der Abgasstrahl über den Boden und wirkte nur sehr kurz auf einzelne Bodenareale.
Fakten für Zweifler
Schräge Schatten, rätselhafte Eichmarken, steife Raumanzüge, die schwache Computerleistung oder die Tatsache, dass man zurückgelassene Teile der Mondfähre nach wie vor mit keinem Superteleskop von der Erde aus sehen kann - jede Tatsache, die Zweifler zweifeln lässt, wird von Thomas Eversberg kühl und sachlich widerlegt und mit zahlreichen Aufnahmen und Querverweisen untermauert.
Auch wenn man selbst nicht vollkommen überzeugt ist, dass bei den Apollo-Missionen alles korrekt war, muss man es nach der Lektüre von "Hollywood im Weltall" eigentlich sein. Wer dennoch weiterhin an die große Verschwörung glauben will, wird dies weiterhin tun. Die Argumente werden den Skeptikern allerdings langsam ausgehen. Denn viel mehr Spuren, die auf Betrug hinweisen, wird man im Mondsand wahrscheinlich nicht mehr finden. Dieses Zitat des Apollo-16-Astronauten Charles Duke wird sie auch nicht überzeugen können:
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Wir sind neun Mal am Mond gewesen. Wenn das gefälscht wäre, warum hätten wir das neun Mal fälschen sollen?
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Thomas Eversberg, "Hollywood im Weltall. Waren wir wirklich auf dem Mond?", Verlag Springer Spektrum
Springer Spektrum - Hollywood im Weltall