Heinz Karl Gruber: Zum 70. Geburtstag

Einer der bedeutendsten österreichischen Komponisten der Gegenwart feiert heute einen runden Geburtstag: Heinz Karl Gruber, auch „Nali“ genannt, ist 70 Jahre alt.

Gruber machte schon früh als musikalischer Rebell auf sich aufmerksam, hat sich stets mit den Grenzen der Tonalität auseinandergesetzt und ist bis heute nicht nur als Komponist, sondern auch als Dirigent und Chansonnier international erfolgreich. Sebastian Fleischer hat ihn in seiner Wiener Wohnung besucht und ein musikalisches Porträt gestaltet.

Morgenjournal, 3.1.2013

Mit "Frankenstein!!", einem Pandämonium für Baritonstimme und Orchester, hat HK Gruber Ende der 1970er Jahre weltweite Bekanntheit erlangt. Bis heute wirkt das Werk als starkes Statement.

Grubers Auseinandersetzung mit Neuer Musik begann früh: Ab Anfang der 60er Jahre spielte der geborene Wiener Kontrabass beim Ensemble "die reihe", das sich als eines der ersten ganz der Avantgarde-Musik widmete. 1969 stieß er zum ORF-Radiosymphonieorchester Wien, ein Jahr zuvor hatte er bereits mit Kurt Schwertsik und Otto M. Zykan das Ensemble "MOB art & tone ART" gegründet, dem auch der "Frankenstein!!" entstammt.

Gleichzeitig rief man die Rebellion gegen die sogenannte Darmstädter Schule aus. Diese sah allein die Serielle Musik als fortschrittlich an; Gruber und seine Kollegen wollten in ihrer Musik aber wieder mit Tonalität, mit Rhythmus und Harmonik arbeiten.

Zu großen Werken der Neuen Musik zählen HK Grubers Konzerte, etwa sein Trompetenkonzert "Aerial" oder zwei Konzerte für den Geiger Ernst Kovacic. Beim BBC Philharmonic in Manchester fungiert HK Gruber seit einiger Zeit als "Composer/Conductor". In dieser Funktion, die im angloamerikanischen Raum verbreitet ist, kann er das Programm des Orchesters mitbestimmen, eigene Werke und die von Kollegen uraufführen und die zeitgenössische Musik damit ein Stück weit aus ihrem Ghetto-Dasein holen.

Zur Zeit arbeitet Gruber an einer Oper nach Ödön von Horvaths "Geschichten aus dem Wienerwald", die 2014 bei den Bregenzer Festspielen uraufgeführt wird. Gleich im Februar steht die Uraufführung eines neuen Schlagzeugkonzerts am Programm. Genug zu tun also, doch das schönste Geschenk zum Siebziger, sagt "Nali" Gruber, sei es sowieso, in Ruhe arbeiten zu können.

Textfassung: Joseph Schimmer