Ohne Sprachkenntnis kein Zugang zur Bildung

Bereits ab dem kommenden Jahr werden Kinder in Wien mit Sprachdefiziten in Vorschulklassen vorbereitet, bevor sie in die Regelschule aufgenommen werden. Das Konzept des Unterrichtsministeriums soll demnächst für ganz Österreich vorliegen.

Morgenjournal, 8. 1. 2013

Unterrichtsministerin lobt Wiener Weg

Die Unterrichtsministerin war in Sachen Sprachförderung bisher sehr zurückhaltend. Die vielen Vorstöße von ÖVP-Staatssekretär Kurz für Deutsch-Schwerpunktklassen hat Claudia Schmied stets zurückgewiesen. Nachdem die Parteifreunde in Wien jetzt aber genau das machen, bricht die SPÖ-Ministerin ihr Schweigen und lobt den Wiener Weg: "Wir sind ja jetzt gerade auf Bundesebene dabei, ein sehr umfangreiches Programm auszuarbeiten. Insofern ist das schon die Vorwegnahme eines Mosaiksteines des Gesamtkonzeptes."

Differenziert und standortabhängig

Eine Abkehr von Schmieds integrativem Ansatz, dass man das Problem in der Regelschule löst.
Grundsätzlich stehe sie aber für ein sehr differenziertes und regional abgestimmtes Modell, betont Schmied: "Im städtischen Bereich, an Schulstandorten, wo besonders viele junge Menschen sind, die aus ärmeren Familien kommen, wo Migrationshintergrund auftritt, beides tritt ja oft geballt und gemeinsam auf, müssen wir andere Maßnahmen setzen, als in Bereichen, in Stadtvierteln, im ländlichen Raum, wo das nicht in dem Maß der Fall ist."

Deutsch als Bildungssprache vermitteln

Der entscheidende Punkt sei: Deutsch als Bildungssprache könne nicht in Crash-Kursen vermittelt werden, so die Ministerin. Man müsse vielmehr im Kindergarten anfangen, zwei oder noch besser drei Jahre lang. "Plus einer gezielten Förderung in der Volksschule, die dann auch bis zu fünf Jahren dauern kann, wenn ich ein Vorschuljahr einlege oder integrativer Ansatz: die ersten beiden Volksschuljahre dauern drei Jahre, weil einfach da intensiver integrativ gefördert wird. Das Ziel ist klar: volle Beherrschung der Bildungssprache Deutsch mit 10 Jahren", sagt Schmied. Und dabei dürfe nicht auf die Quereinsteiger vergessen werden - bis zu 7000 Kinder kommen pro Jahr neu nach Österreich und in unser Schulsystem. Die Mittel zur Sprachförderung für diese Gruppe will Claudia Schmied verdoppeln.

Insgesamt mehr Kosten

Wie das Vorhaben insgesamt natürlich mehr Geld kosten wird. Die Unterrichtsministerin über die weitere Vorgangsweise: "Ich werde mit Expertinnen und Experten das ausarbeiten, auch mit Praktikern, die über entsprechende Schulerfahrung verfügen. Das wird dann im wahrsten Sinne des Wortes ein Gesamtkonzept sein, nämlich pädagogisch und natürlich auch mit den finanziellen Implikationen. Ich wollte Ihnen die Richtung aufzeigen um es ein bisschen aus den Schlagzeilen zu bekommen. Wir brauchen hier wirklich Ruhe, um das auszuarbeiten."

Dem Vernehmen nach hat Schmied für das Projekt unter anderem die renommierten Wiener Sprachwissenschafter Rudolf de Cilia und Hans Jürgen Krumm gewinnen können.