Katar: Die umweltfreundliche Fußball-WM

Die Endrunde der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 findet in der Wüste statt, konkret im Emirat Katar am Persischen Golf. Eine große Herausforderung wird dabei die Kühlung der Stadien, besonders, weil Katar eine CO2-neutrale WM angekündigt hat. Zudem ist Katar das Land mit dem größten CO2-Ausstoß pro Kopf.

Morgenjournal, 12.1.2013

Bis zu 50 Grad Celsius

Katar als Gastland für die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 war von Anfang an umstritten: Das Land hat keine Fußballtradition und war davor nie bei einer WM vertreten, die Bewerbung war von Korruptionsgerüchten begleitet und nicht zuletzt gibt es Bedenken wegen der hohen sommerlichen Temperaturen in Katar. Diese können bis zu 50 Grad Celsius erreichen.

Trotzdem entschied sich der Weltfußballverband FIFA für das arabische Emirat als Austragungsort. Katar hat eine nachhaltige und umweltfreundliche WM versprochen. Schwer vorstellbar im Land mit dem größten CO2-Ausstoß pro Kopf, dessen Reichtum auf Erdgas beruht.

Stadien vergleichbar mit Passivhaus

Doch das Emirat bereite sich bereits auf die Zeit vor, wenn die fossilen Brennstoffe zu Neige gehen, erklärt Hamad Bin Jabor Al-Thani, Präsident der Statistikbehörde in Katar und Mitglied des Organisationskomitees für die WM 2022: "Wir sehen Umweltschutz und Nachhaltigkeit auch aus dem Blickwinkel der Wettbewerbsfähigkeit. Es geht um die Zeit nach Erdöl und Erdgas. Wir wollen und von einer Gesellschaft, die von Erdgas lebt, zu einer Wissensgesellschaft entwickeln." Das soll durch die Fußball-WM beschleunigt werden, sagt Al-Thani.

Die Weltmeisterschaft selbst werde klimaneutral sein, also kein zusätzliches CO2 verursachen. Funktionieren soll das auf zwei Wegen, erklärt der Generalsekretär des Organisationskomitees für die WM, Hassan Al-Thawadi: "Passiv, das betrifft das Design der Stadien. Sie werden so entworfen, dass sie möglichst wenig Kühlung brauchen, umgekehrt vergleichbar mit einem Passivhaus. Die notwendige Kühlung passiert aktiv mit erneuerbarer Energie. "

Nur rein rechnerisch klimaneutral

Katar baut große Solar-Stromparks, damit künftig mehr Energie aus Sonnenlicht in die Stromnetze eingespeist werden kann. Klimaneutral wird die WM aber nur rechnerisch sein, sagt Generalsekretär Al-Thawadi: "Wenn wir Strom aus Erdgas aus dem Netz verwenden, werden wir dafür Strom aus unseren Solaranlagen ins Netz zurückspeisen. Es wird also gegengerechnet."

Insgesamt zwölf Fußballstadien werden für die WM ausgebaut oder neu errichtet. Gekühlt werden sie, indem kalte Luft von außen hineingeblasen wird. Diese Technik funktioniere schon problemlos, meint Al-Thawadi. Jetzt werde daran gearbeitet, auch offene Plätze wie Trainingsanlagen und Fanzonen zu kühlen, auch das möglichst umweltfreundlich.

Damit die Fußballfans möglichst klimaneutral zu den Spielen kommen, wird auch an einem neuen Bahn- und U-Bahnnetz gebaut. Auch das eine Veränderung für Katar, denn selbst in der Hauptstadt Doha gibt es derzeit keine öffentlichen Verkehrsmittel.

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