Stadterneuerung am Wiener Heumarkt

Ein interessantes Areal in Wien soll demnächst erneuert, teilweise neu bebaut und städtebaulich aufgewertet werden: der Gebäudekomplex des Wiener Konzerthauses, des Wiener Eislaufvereins und des Hotels Intercontinental.

Stadthistorisch ist das Areal interessant: Bevor das Konzerthaus errichtet wurde, fand auf dem Bauplatz ein wichtiges Ereignis der Wiener Moderne statt: die Kunstschau 1908, zusammengestellt von einer Gruppe um Gustav Klimt und Josef Hofmann. Am Rande des Stadtparks und am Übergang vom ersten zum dritten Bezirk gelegen, ist das Areal ein ruhiges Eck mit kaum Gastronomie, aber mit einem hohen Verkehrsaufkommen. Das soll geändert werden, ein Immobilieninvestor will es zu einem Kulturareal machen und beruft sich dabei auch auf ursprüngliche Bebauungskonzepte, die eine Stätte für Kultur und Sport vorsahen.

  • EisläuferInnen

    (c) Eislaufverein

  • Ambiente vor Ort

    (c) Schimmer, ORF

  • EisläuferInnen

    (c) Schimmer, ORF

  • Eingang

    (c) Schimmer, ORF

  • Intercontinental und Eislaufverein

    (c) Schimmer, ORF

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Kulturjournal, 15.01.2013

Wer in Wien aufwächst, lernt hier eislaufen: am Heumarkt, auf einem Eislaufplatz zwischen dem eindrucksvollen Konzerthaus und dem zwölfstöckigen Hotel Intercontinental aus den 1960er Jahren. 6.000 Quadratmeter ist der Platz des Wiener Eislaufvereins groß - damit ist er einer der größten Freiluftplätze der Welt.

2008 wurde die Liegenschaft vom Wiener Stadterweiterungsfonds, der dem Innenministerium untersteht, veräußert. Jetziger Eigentümer ist die Immobilienfirma Wertinvest von Michael Tojner, der auch das Hotel Intercontinental erworben hat. Dieser hat für das gesamte Areal große Pläne.

"Wir sind vorsichtig abwartend", sagt Peter Menasse, Sprecher des Wiener Eislaufvereins. "Wir wollen nur dem Investor helfen, dass er nicht Pläne kriegt, die fürs Eislaufen untragbar sind", so Menasse, denn einige Architekten würden den Eislaufplatz gern rund oder in Mäandern sehen.

Auch die Bevölkerung in Pläne einbezogen

Der Verein hat mit dem Investor einen Pachtvertrag bis 2058, in dem die Erhaltung der Eislauffläche zugesichert wird. Dennoch ist der Verein vorsichtig, wenn es um die Neugestaltung des Areals geht. Derzeit wird von Experten eine Empfehlung für die Standortentwicklung ausgearbeitet, die in einigen Wochen vom Büro der Stadträtin für Stadtentwicklung, Maria Vassilakou, präsentiert wird.

Daniela Enzi, früher in leitender Position beim MuseumsQuartier, ist nun als Geschäftsführerin der EG-WertInvest Hotelbeteiligungs GmbH. für die Entwicklung des Standorts und der Immobilien zuständig. Von konkreten architektonischen Planungen könne noch keine Rede sein, sagt sie: "Jetzt geht es einmal nur darum zu schauen, wo stehen die Baumassen."

WertInvest hat gemeinsam mit der Stadt Wien ein aufwändiges Verfahren durchgeführt, das bis zum Jahreswechsel dauert. In das sogenannte "Integrative städtebauliche Expertinnenverfahren" wurden Architekten und Stadtplanerinnen einbezogen, aber auch die Bevölkerung, insbesondere die Anrainer.

"Selbstverständlich ist es so, dass eine Modernisierung des Wiener Eislaufvereins durch den Investor erfolgen muss", sagt Enzi. Und die Straßensituation müsse auch hier zu einer auch Verkehrsberuhigung führen. "Das muss sich rechnen, und wir sind zuversichtlich, dass das funktionieren wird."

Verbindung zwischen 1. und 3. Bezirk geplant

Die Öffnung des Eislaufvereins ist wohl im Interesse aller Nutzer. Derzeit gibt es straßenseitig - außer dem Eingang zum Platz - ein Beisl, eine Mauer mit Schaukästen, aber keinen größeren Durchblick auf die Eislauffläche. Bernhard Kerres, Intendant des Konzerthauses, würde sich außerdem einen öffentlich benutzbaren Durchgang entlang seines Hauses, und damit eine Verbindung zwischen erstem und drittem Bezirk, wünschen. "Da ist eine Öffnung notwendig", meint Kerres.

Das Konzerthaus wurde 1913 eröffnet. Geplant wurde es von den Theaterarchitekten Hellmer und Fellner gemeinsam mit dem Architekten Ludwig Baumann, der für das gesamte Areal – bereits im 19. Jahrhundert – das Konzept des sogenannten Olympion entwickelt hatte: eine Freiluftarena mit Gastronomie, einem Eislaufplatz und einem Bicycle-Club, also ein Kultur- und Sportzentrum für die Wienerinnen und Wiener. Dieser Vorschlag wird jetzt gerne als Referenz genannt, wenn es um die zukünftige Nutzung geht. Kerres begrüßt die Absicht des Investors, auf Kultur zu setzen und schlägt vor, einen Musik-Cluster zu schaffen.

Noch ungeklärt ist, ob das sanierungsbedürftige Hotel Intercontinental erhalten oder eventuell abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden soll. Das Gebäude wurde 1964 von Carl Appel nach Plänen eines amerikanischen Architekturbüros entwickelt - es war mit 39 Metern Höhe eines der ersten Hochhäuser in Wien und zu der Zeit das größte Hotel der Stadt. Das Innere ist oft umgebaut worden und entspricht den heutigen Anforderungen nicht mehr. Die architektonische Qualität des Hotels Intercontinental ist umstritten, jedoch könnte der Retro-Trend die Rettung des Gebäudes bedeuten.