Diskussion über Hitlers Geburtshaus

Seit einigen Monaten wird darüber gerätselt, wie man mit dem Geburtshaus von Adolf Hitler in Braunau am Inn weiter verfahren soll. Das Gebäude steht seit rund eineinhalb Jahren leer. Vor kurzem hat ein russischer Politiker angeboten, das Gebäude zu erwerben und dann abzureißen. Das geht aber nicht, denn das Haus steht unter Denkmalschutz. Nun wird diskutiert, wie das Haus weiter genutzt werden soll.

Mittagsjournal, 26.1.2013

Geburtshaus in Privateigentum

In Braunau befasst sich ein überparteilicher Arbeitskreis mit dem ungeliebten Erbe. Auch in anderen Gesprächszirkeln, wie unlängst in einer Podiumsdiskussion in Wien, wird erörtert, wie man mit dem Haus verfahren soll, in dem eine der finstersten Gestalten der Weltgeschichte ihre ersten drei Lebensjahre verbracht hat. Das "Hitler-Geburtshaus" steht leer, seit die Lebenshilfe, die es jahrelang genutzt hatte, ausziehen musste, weil nötige behindertengerechte Umbauten nicht zugelassen wurden.

Die Crux an der Sache sind die Eigentumsverhältnisse. Das Haus gehört einer Frau, deren Vorfahren das Gebäude schon vor der NS-Ära erworben hatten. Verkaufen will die Eigentümerin ihr Objekt nicht. "Das Haus ist zufällig in der Stadt Braunau, aber die Stadt hat nichts mit dem Haus zu tun", erläutert Andreas Maislinger, Historiker und Leiter der Braunauer Zeitgeschichtetage.

Einrichtung als Mahnstätte?

Tatsächlich ist das Innenministerium seit vier Jahrzehnten Mieter des Gebäudes. Ein Sprecher des Ministeriums gibt an, der Hauptzweck, durch die Anmietung Schlimmeres zu verhindern, etwa dass dort Neonazi-Umtriebe vonstattengehen, sei erfüllt. Man sei auch zuversichtlich dass es noch im Laufe des Frühjahrs eine neue dauerhafte Lösung für das Haus geben werde.

Historiker Maislinger möchte im Hitler-Haus ein "Haus der Verantwortung" eingerichtet sehen, eine Art Begegnungsstätte vor allem für Jugendliche zur historischen und gesellschaftspolitischen Schulung.

Gedenk- oder Erinnerungsstätte, Mahnmal - auch das wurde öfters vorgeschlagen. Doch da raten andere zur Vorsicht wie etwa die Historikerin Maria Mesner: "Der Grat zwischen einem Erinnerungsort und einem Wallfahrtsort ist ein sehr schmaler."

Abriss steht nicht zur Debatte

Wieder eine Sozialeinrichtung ins Haus zu nehmen, könnte dazu führen, dass sich Behinderte als Feigenblatt missbraucht fühlen, lautet ein weiterer Einwand. Einhellig abgelehnt wird der einmal getätigte Vorschlag des Braunauer Bürgermeisters Hannes Waidbacher (ÖVP), in dem Haus Wohnungen einzurichten. Davon ist dieser auch selbst längst abgerückt.

Der Braunauer SPÖ-Nationalratsabgeordnete Harry Buchmayr hat eine Lösung angedeutet. Entscheidungen könnten bereits in der nächsten Woche fallen, sagte Buchmayr ohne Details zu nennen. Auch Waidbacher meinte auf Anfrage, er sei zuversichtlich, dass es in absehbarer Zeit zu einer Lösung kommen werde.

Von Abriss will jedenfalls kaum jemand etwas wissen, denn Geschichte, und sei sie noch so unerwünscht, könne nicht einfach ungeschehen gemacht werden. Scheitern würde das sowieso an der Eigentümerin des Hauses. Eine von manchen überlegte Enteignung käme aus rechtlichen Gründen auch nicht in Frage. Das steht nicht zur Diskussion, heisst es dazu auch aus dem Innenministerium.