Manet-Ausstellung in London
Die Royal Academy of Arts in London garantiert für die nächsten drei Monate einen absoluten Publikumsrenner. Sie zeigt die erste große Ausstellung in Großbritannien über Edouard Manets Porträtmalerei. Manet gilt als Wegbereiter des Impressionismus und der modernen Malerei.
8. April 2017, 21:58

"The Luncheon"(1868) von Edouard Manet
(c) RAIN, EPA
Die Royal Academy zeigt, wie der Franzose seine Modelle zu Akteuren des modernen Lebens machte und damit neue Wege in der Porträtmalerei ging. Zu sehen sind 50 Porträts und Genreszenen. Die Eröffnung war am Wochenende.
Kulturjournal, 28.01.2013
Die Besucher der Royal Academy of Arts brauchen zur Manet-Eröffnung viel Geduld, lange Schlangen an der Kasse und Gedränge in Gängen erschweren den Blick auf Manets Meisterwerke, die thematisch angeordnet sind. Die Ausstellung beginnt mit dem "Frühstück im Atelier" von 1868. Eine Bedienstete serviert den Herren Kaffee, einer zieht an einer Nachtischzigarre, ein Bursche lehnt lässig gegen den Tisch, ein Knie dem Betrachter zugewandt, als würde er jeden Augenblick aus dem Bild in unsere Welt treten.
Nach 145 Jahren ist dieses Werk noch immer erstaunlich. Spielt es eine Rolle, wer diese Menschen sind? Der Zigarrenraucher ist der mit Manet befreundete Maler Auguste Rousselin, der Bursche ist Leon, er war möglicherweise Manets Sohn oder der seiner Vaters, wie manche Quellen behaupten. Egal ob Sohn oder Halbbruder, Leon sitzt nicht für ein Porträt, er spielt eine Rolle in einer sorgfältig geplanten Szene.
Szenen aus dem täglichen Leben
Manet verknüpft immer wieder Porträtmalerei mit Szenen aus dem täglichen Leben, er ist Maler und Regisseur zugleich und schafft so eine Brücke zwischen Realismus und Moderne.
"Eine fantastische Ausstellung, ich war erstaunt wie viele offenbar unvollendete Porträts Manet geschaffen hat, aber sie sind fantastisch."- "Mich fasziniert die Art, wie er Licht und Schatten einsetzte, er hatte dieses außergewöhnliche Talent, die Persönlichkeiten der Modelle in ihren Gesichtern auszudrücken." - "Er ist der Vorreiter des Impressionismus, Manet beeindruckt nicht nur durch seine Werke, sondern auch durch die Techniken, die er einsetzte; das war zu dieser Zeit ein Novum. Man kann sich heute nicht mehr vorstellen, wie die Menschen damals über ihn dachten." So eine Umfrage unter den Ausstellungsbesuchern.
Manet war mit Leib und Seele Stadtmensch, kein Künstler, der sich mit der Staffelei unterm Arm in die freie Natur begab. Als Schüler von Thomas Couture war er in der Tradition der Historienmalerei verhaftet, er rebellierte aber bald gegen seinen Meister und zerstritt sich mit ihm. Im Pariser Salon wurden viele seiner Werke abgelehnt.
Leihgaben aus mehr als 30 Ländern
Manet malte die Realität ohne mythologische Verklärung. Das Werk "Frühstück im Grünen" wurde zum Skandalbild und stieß das Pariser Publikum vor den Kopf. Als Sohn wohlhabender Eltern war Manet nicht darauf angewiesen, von seiner Kunst zu leben, sagt Kuratorin Mary Anne Stevens, sein Schaffensdrang wurde nicht gedämpft:
"Er wollte vom Pariser Salon akzeptiert werden, die Ablehnung bedeutete aber nicht, dass er nicht weitermachen konnte. Einerseits war er ein Künstler, der Kunst auf die Spitze trieb und Grenzen überschritt, andererseits wusste er, wenn er ein formales modernes Porträt in der neuen Sprache der Kunst etablieren wollte, kam er am Pariser Salon, der offiziellen Plattform für Kunst, nicht vorbei."
Es ist die bisher größte Manet-Ausstellung in Großbritannien, die Leihgaben kommen aus mehr als 30 Ländern. Die Royal Academy arbeitete eng mit dem Toledo Museum of Art im US-Bundesstaat Ohio zusammen, die Manet Ausstellung war dort bereits letztes Jahr zu sehen: "Wir denken oft, Manet ist nicht so beliebt wie Monet", sagt Mary Anne Stevens, "das stimmt nicht, er zieht die Massen an, weil er ein Maler ist, der das Publikum mit jedem seiner Werke in seinen Bann zieht. Man kann ein Manet-Werk nicht vergessen, wenn man es einmal gesehen hat. Kein anderer konnte so malen, Manet fasziniert immer wieder und man ist versucht, mehr über ihn zu erfahren."
Die Schau ist in der Royal Academy of Arts noch bis 14. April zu sehen.