Schon wieder Smog in Peking

Nur ein paar Tage lang konnten die Bürger Pekings letzte Woche durchatmen, dann kehrte der Smog zurück. Und jetzt liegt er wieder wie eine graue, giftige Glocke über der Stadt und der Region. Die Krankenhäuser sind voll, Atemschutzmasken vielerorts ausverkauft, die Menschen sind hochgradig genervt und besorgt. Denn so schlimm wie in diesem Winter war es noch nie, sagen viele.

Mittagsjournal, 29.1.2012

"Luftnotstand"

Wegen der ungewöhnlich hohen Schadstoffbelastungen hat Chinas Hauptstadt am Dienstag wieder den Luftnotstand ausrufen müssen. Die US-Botschaft warnte vor "gefährlicher Luft" in der 20-Millionen-Metropole. Kinder, Alte und Kranke sollten bei der "schweren Luftverschmutzung" gar nicht vor die Tür gehen, rieten die Stadtbehörden. Auch gesunde Menschen sollten "Freiluftaktivitäten vermeiden". Gewarnt wird vor "starken Irritationen und Symptomen, die Krankheiten auslösen".

In den Krankenhäusern steigt die Zahl der Patienten mit Atemwegsleiden sowie Herz- und Kreislauferkrankungen sprunghaft. Der schwere Smog hält Peking und andere chinesische Städte seit Anfang Januar schon im Würgegriff. Der besonders gefährliche Feinstaub, der über die Lunge direkt ins Blut gelangen kann, erreichte am Dienstag in der Hauptstadt wieder das 20-Fache des von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Grenzwertes.

Halbherzige Maßnahmen

Die Luftwerte sind schon seit Sonntag wieder so schlecht. Doch totz amtlicher Warnungen vor Freiluftaktivitäten gab es keine spezielle Anweisung an Schulen, den Sportunterricht im Freien einzustellen. "Die gegenwärtigen Umweltprobleme sind besorgniserregend", stellte der neue Pekinger Bürgermeister Wang Anshun fest, der am Vortag sein Amt übernommen hat. Er kündigte für dieses Jahr aber als Ziel nur eine Reduzierung der wesentlichen Schadstoffe um zwei Prozent an. Staatsmedien zeigten sich skeptisch, ob die Maßnahmen ausreichten. Die Schadstoffbelastungen haben diesen Winter bisher ungekannte Höchstwerte erreicht. Ursache sind die rasante Industrialisierung, die Zunahme des Verkehrs und Energieverbrauchs, der zu zwei Drittel aus Kohle gedeckt wird, sowie der kalte Winter. (Text: APA, Red.)