Tyrannenmord im Hochsicherheitsgefängnis

Cäsar muss sterben

"Julius Cäsar" ist nicht nur ein beliebtes Theaterstück von William Shakespeare, sondern wurde auch immer wieder für das Kino aufbereitet. Eine besondere Version haben sich nun die italienischen Regie-Brüder Paolo und Vittorio Taviani einfallen lassen.

Sie verlegen den Schauplatz in ein Gefängnis in Rom. "Cäsar muss sterben" wurde letztes Jahr bei der Berlinale mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet.

Mittagsjournal, 30.1.2012

  • Szene aus dem Theaterstück

    (c) Rai Cinema

  • Cäsar + Brutus

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  • Cäsar + Brutus

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  • Im Gefängnis

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  • Häftlinge

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  • Im Gefängnis

    (c) Rai Cinema

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Lebenslänglich oder langjährige Haftstrafen für Mord, Drogenhandel oder organisiertes Verbrechen. Es sind schwere Kaliber des kriminellen Fachs, die im römischen Hochsicherheitsgefängnis Rebibbia einsitzen. Dennoch: Seit Jahren gibt es eine Theatergruppe im Gefängnis.

Für ihren Film "Cäsar muss sterben" begleiten die Brüder Taviani die Inhaftierten zu den Proben zu Shakespeares "Julius Cäsar". Jeder spricht hier in seinem eigenen Dialekt. Shakespeare sei immer schon ein Mythos für sie gewesen, meint Paolo Taviani im Einklang mit seinem Bruder, nicht zuletzt durch die vielen Möglichkeiten, "die Wirklichkeit über das Theater zu interpretieren."

Ehrenmänner!

Die Bibliothek, eine Gefängniszelle, der Gefängnishof oder ein Gang - die Örtlichkeiten sind schlicht und kalt, immer mehr verschmelzen die Motive aus Shakespeares Stück mit den persönlichen Tragödien der Schauspieler, also Gefängnisinsassen, mit ihren eigenen Taten und den Beweggründen dahinter. Macht, Verrat, Mord, all das gäbe es in "Julius Cäsar" und in der Realität dieser Häftlinge, meint Vittorio Taviani. Und noch eine bemerkenswerte Parallele: Brutus sei ein "ehrenwerter Mann", zitiert Vittorio Taviani aus "Julius Cäsar", auch Mafiosi in Sizilien und Neapel würde sich so bezeichnen: "Uomini d'onore".

Dokumentarischer Rahmen

Der Großteil des Films ist in Schwarz-weiß gehalten, Farben, die die in die Gesichter der Häftlinge eingravierten Blessuren des Lebens besonders hervorheben. "Cäsar muss sterben" profitiert als Spielfilm enorm von seinem dokumentarischen Rahmen. Freiheit und Unfreiheit - jene der Kunst und jene des Lebens verdichten sich zu einem Stück menschlicher Resozialisierung. Ohne Heldengesten, aber auch ohne Verurteilte nochmals zu verurteilen.

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IMDb - Cäsar muss sterben