Syrien: Helfer zwischen den Fronten
Abdul Rahman Attar, der Präsident der syrischen Hilfsorganisation Arabischer Halbmond, hat bei einem Pressegespräch in Wien ein bedrückendes Zeugnis der Vorgänge in Syrien geliefert. Die humanitäre hilfe werde zwischen den Bürgerkriegsfronten zerrieben, oft müssten die Helfer Verletzte hilflos zurücklassen, so Abdul Rahman Attar.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 1.2.2013
Bitte unter Tränen
Abdul Rahman Attar ist ein gestandener Geschäftsmann und der Präsident des syrisch-arabischen Halbmonds. Angesichts der derzeitigen humanitären Lage in Syrien kann er seine Tränen kaum mehr zurückhalten: "Ich wäre dankbar, wenn sie beiden Konfliktseiten ausrichten, dass sie uns Zugang zu den Menschen gewähren sollen, die Hilfe brauchen.
Mit 9.000 Freiwilligen und 600 permanenten Mitarbeitern versucht der syrisch arabische Halbmond, das durch den Bürgerkrieg immer größer werdende Leid in Syrien zu lindern. "Beide Konfliktparteien behindern die Arbeit der Hilfsorganisation", erzählt Attar. So wollte er zum Beispiel 20 Christen in der Nähe von Homs retten, sie hatten verschiedene Brüche, doch auch nach langen Verhandlungen mussten die Rettungswägen leer zurückkehren. Ein anderer Krankentransport wurde bei einem Checkpoint aufgehalten und die Regierungstruppen befahlen, den Mann statt ins Spital, ins Gefängnis zu bringen. Hier waren lange Verhandlungen erfolgreich.
Helfer getötet und verhaftet
Nicht nur die Hilfsbedürftigen geraten zwischen die Fronten, sieben Freiwillige des syrisch-arabischen Halbmonds wurden bei ihrem Einsatz bereits getötet, 14 wurden verhaftet. "Diese Menschen sind nicht von den Rebellen, nicht von der Regierung. Sie kommen von sich aus und riskieren ihr Leben. Wenn sie diese jungen Menschen sehen könnten, wie motiviert sie sind und wie sie ihr Leben einsetzen, würden sie auch weinen", so Attar.
Ärzte geflüchtet
Mehr als vier Millionen Menschen brauchen in Syrien dringend Hilfe, sie flüchten innerhalb des Landes vor den Kampfhandlungen. Es wird immer mehr Hilfe gebraucht, gleichzeitig fehlt es an allem: "Wir haben einen Mangel an Medizin, an mobilen Gesundheitskliniken, Rettungswägen, Stromversorgung in den Spitälern", erklärt der Präsident des syrisch-arabischen Halbmondes. Dazu komme, dass die meisten Ärzte das Land inzwischen verlassen haben, sagt Attar: "Allein in der Wirtschaftsmetropole Aleppo gab es 700 Ärzte, jetzt sind es nur noch 20 in der gesamten Region. Die meisten Krankenhäuser wurden beschädigt, wurden geschlossen und die Ärzte bringen sich und ihre Familien in Sicherheit", erzählt Attar. Mehr als 700.000 Syrer sind ins Ausland geflüchtet. Er selbst ist entschlossen zu bleiben. Mein Volk braucht mich, sagt Abdul Rahman Attar.
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