Angst vor Atomtest Nordkoreas

Der südkoreanische Geheimdienst befürchtet, dass das stalinistische Regime in Nordkorea bereits in den kommenden Tagen einen nuklearen Sprengkörper unterirdisch zünden könnte. Eine Ankündigung in nordkoreanischen Staatsmedien, wonach eine wichtige Wende in der Verteidigungspolitik bevorsteht, hat diese Befürchtungen verstärkt.

Mittagsjournal, 5.2.2013

Scharfe Reaktion gefordert

Die Nerven liegen ganz offensichtlich blank. Südkorea schickt seinen Chefverhandler in Atomfragen nach Peking. China soll Druck ausüben, um das Regime in Pyöngyang zur Vernunft zu bringen. Die USA und Südkorea halten unterdessen ein dreitägiges Seemanöver im Japanischen Meer ab, zu dem die Amerikaner dieses Mal auch ein Atom-U-Boot schicken. Und in New York redet der südkoreanische UNO-Botschafter offen davon, dass ein weiterer Atomtest in Nordkorea unmittelbar bevorstehen könnte.

"Wir können nicht einfach herumsitzen und nichts tun", sagt Kim Sook vor der Weltpresse in New York. Eine scharfe und schnelle Reaktion des UNO-Sicherheitsrates seit notwendig. Ein Atomtest Nordkoreas wäre auch ein ernster Angriff auf die Glaubwürdigkeit des höchsten Gremiums der Vereinten Nationen.

Test noch diese Woche?

Auf Satellitenbildern wurden zuletzt deutliche Aktivitäten rund um ein Bergmassiv im Nordosten von Nordkorea beobachtet. Angeblich hat das nordkoreanische Militär dort mittlerweile einen Tunnel versiegelt, in dem ein nuklearer Sprengsatz gezündet werden könnte, wird spekuliert. Die Bilder sollen ein Gelände zeigen, das in einem ständigen Bereitschaftsstatus zu sein scheint. Auch dass Nordkoreas junger Machthaber Kim Jong Un erst vorgestern seine Militärs zusammengetrommelt hat und angeblich von einer großen Wende in Nordkoreas Verteidigungsstrategie gesprochen hat, beunruhigt. Und so glauben südkoreanische Generäle und Verteidigungsexperten, dass der Test bereits vor dem koreanischen Neujahrstag stattfinden könnte, der auf den kommenden Sonntag fällt.

Als Reaktion auf neue Strafmaßnahmen des UNO-Sicherheitsrates hatte Nordkorea schon im Jänner mehr oder weniger offen mit einem neuen Atomtest gedroht, der als Antwort auf den Erzfeind USA bezeichnet wurde. Schon zwei Mal, 2006 und 2009, hatte Nordkorea Atomtests durchgeführt. Beide Mal waren diesen Test neue UNO-Sanktionen vorangegangen.

China machtlos?

Neben dem UNO-Sicherheitsrat in New York dürften die diplomatischen Bemühungen in diesen Tagen vor allem auch in Peking zusammenlaufen. China gilt als einziger, nennenswerte Verbündeter Nordkoreas. Obwohl auch hier der Frust über das Regime in Pyöngyang wächst. Chinesische Diplomaten betonen stets, dass ihr Einfluss auf die Führung in Nordkorea wesentlich geringer ist, als viele im Westen dies glauben. Sollte Nordkorea tatsächlich in den nächsten Tagen einen nuklearen Sprengsatz zünden, dann wäre dies nicht nur eine schallende Ohrfeige für Chinas Diplomatie. Sondern auch der Beweis, dass sich die nordkoreanische Führung vom mächtigen Nachbarn tatsächlich kaum mehr etwas vorschreiben lässt.