"Red Hand Day": Gedenktag für Kindersoldaten

Bis zu 250.000 Kinder in rund zwanzig Ländern sind laut UNO-Angaben als Kindersoldaten im Einsatz, in Asien, Südamerika und Zentralafrika. Die UNO erinnert seit zehn Jahren mit dem heutigen "Red Hand Day", dem Tag der roten Hand, an ihr Schicksal. Die Kindersoldaten erleben schrecklichste Dinge, die wenigsten schaffen den Weg zurück ins normale Leben.

Mittagsjournal, 12.2.2013

Trennung von Eltern erst nach Wochen bewusst

Im Alter von vier Jahren wurde der heute 26-jährige John Kon Klei als Kindersoldat rekrutiert. Die südsudanesische Volksbefreiungsarmee SPLA versprach seinen Eltern Schutz und Schulbildung für ihn. In Wahrheit habe es dort aber gar keine Schule gegeben, erzählt John Kon Klei heute: "Die Realität war, sie haben uns in ein Camp gesteckt, das der SPLA als Quelle für Soldaten gedient hat."

Erst nach ein paar Wochen wurde ihm die Trennung von seinen Eltern wirklich bewusst. Sie hätten in einem Wald schlafen müssen, mitten in der Nacht es habe stark geregnet: "Ich war so müde, kein Vater, keine Mutter, und von da an habe ich nur versucht zu überleben."

Gewalt täglicher Bestandteil des Lebens

Sein Leben in dem Ausbildungscamp war von Entbehrung, Grausamkeit und Gewalt geprägt. Er habe gelernt zu schießen und unbarmherzig zu sein. Er habe Brutalität erlebt, gesehen, wie viele seiner Freunde, Cousins und Neffen starben, durch Krankheiten, Vernachlässigung und Krieg: "Ich möchte gar nicht nachzählen wie viele, denn sie waren mir nahe, es waren viele."

Gewalt ist dabei für John Kon Klei zu einem täglichen Bestandteil seines Lebens geworden: "Du bist so jung und kennst die Welt nicht und dann endest du an einem Ort, wo die Gewalt regiert, und dann glaubst du so ist die ganze Welt, dass es nur um Schlagen, Töten und Misshandeln geht, das wird normal."

Angst vor Strafen und Schlägen

John Kon Klei hatte vergleichsweise noch Glück. Weil er aber zu schwach war, war er nie bei Kampfeinsätzen dabei.

Bei der SPLA sei es nicht so schlimm gewesen wie etwa bei der Lord Resistance Army in Norduganda, in Sierra Leone oder Liberia, wo sie als Strafe Gliedmaßen amputiert haben und Kindersoldaten den Befehl gegeben haben, Frauen zu vergewaltigen, sagt John Kon Klei. Es sei mehr die Angst vor andauernden Strafen und Schlägen, wenn man etwas falsch macht oder einen Befehl verweigert, gewesen.

Bewusstsein schaffen und diplomatischen Druck erhöhen

Im Alter von zehn Jahren gelang John Kon Klei die Flucht aus dem Lager. Auf der Suche nach seiner Familie landete er schließlich in der sudanesischen Hauptstadt Khartum und ging dort wieder zur Schule. "Ich habe bis dahin nur Brutalität gelernt", erzählt er, er habe daher lange niemandem vertrauen können.

John Kon Klei hat im Gegensatz zu vielen seiner Leidensgenossen den Schritt zurück in das normale Leben geschafft. Heute ist er Jurist, lebt wieder im Sudan und versucht durch das Teilen seiner Erfahrungen als Kindersoldat weltweit ein Bewusstsein für die Problematik zu schaffen. Er versucht damit, den diplomatischen Druck auf jene Staaten und Armeen zu erhöhen, die nach wie vor Kindersoldaten einsetzen, und jenen, die wie er die Flucht schaffen, den Weg zurück in die Normalität zu erleichtern.