Katzen schützen Demokratie

Wofür ist das Internet überhaupt gut? Manche meinen, das Internet wurde erfunden, damit wir uns tonnenweise Pornografie anschauen können. Wäh, wie grausig!

Andere wiederum glauben, das Web diene der Demokratie und dafür, dass Bürger auf der ganzen Welt ihre Meinung äußern können. Sorry, auch das stimmt nicht. Das Internet wurde für etwas ganz anderes erfunden: Für Katzen.

Große Katzen, kleine Katzen, liebe Katzen, böse Katzen. Katzen, die mit einem Delfin schmusen oder die in einen viel zu engen Karton klettern und dann dort feststecken. Das Netz ist voll von herzigen Vierbeinern mit Schnurrhaaren und - geben wir es zu - wir schauen uns diese Videos stundenlang an.

So ist das halt. Wir Menschen nutzen das Internet hauptsächlich für banale Dinge, für Triviales und Tierisches - und nicht dafür, die Welt zu retten. Dazu gibt es sogar eigene Theorie, die sogenannte "Cute Cat Theory".

Die These sagt: Wir Menschen schauen uns lieber Videos von Katzen an als von Cyberdissidenten in China. Ist das schlimm? Naja, nicht unbedingt. Manchmal können Katzenvideos sogar den Internetaktivisten helfen. Auch das besagt die "Cute Cat Theory".

Nehmen wir an: Ein böses Regime möchte Twitter und Facebook abdrehen, weil dort Regimekritiker herumstänkern. Aber nein! Prompt kommt der Aufschrei aller Internetuser: Die Seite muss online bleiben. Finger weg vom Netz, ihr Schurken!

Haben die Leute plötzlich ein politisches Interesse entwickelt? Nein, ihnen geht es nur darum, weiterhin süße Katzenvideos online ansehen zu können. Und ganz nebenbei profitieren auch die Cyberdissidenten und Freiheitskämpfer von ihrem Protest, weil sie online weiterhin gegen die Regimes und Zensoren kämpfen können.

Eine sogenannte Win-Win-Situation. Also: Kein schlechtes Gewissen, wenn man stundenlang Katzenvideos anschaut. In Wahrheit sind die Tiere gut für die Demokratie.

Text: Ingrid Brodnig, Redakteurin der Wiener Wochenzeitung Falter.