Wirtschaftsmächte streiten über Wechselkurs
An den internationalen Finanzmärkten ist seit Wochen von einem "Währungskrieg" die Rede. Länder wie Japan halten ihre Währung künstlich niedrig, um im internationalen Wettbewerb ihre Produkte billiger verkaufen zu können - sehr zum Missfallen
anderer Wirtschaftsmächte wie der USA oder der EU. Der Währungskrieg wird daher auch bestimmendes Thema beim kommenden G-20-Gipfel sein.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 15.2.2013
"Aggressives Auftreten der Japaner"
An der Börse in Tokio herrscht Jubelstimmung. Seit November vergangenen Jahres hat der Yen 20 Prozent an Wert verloren, das macht japanische Produkte im Ausland verhältnismäßig billig. Die Unternehmen hoffen auf mehr Profit, die Aktien steigen. Der neue japanische Premierminister Shinzo Abe will alles tun, um der schwächelnden Wirtschaft auf die Beine zu helfen - wenn nötig mit Unterstützung der Notenbank.
Hat Japan einen neuen Währungskrieg ausgelöst? Monika Rosen, Chefanalystin der Bank Austria jedenfalls erkennt ein "Bemühen um einen schwächeren Yen" und ein "aggressives Auftreten der Japaner".
Schwellenländer fürchten Nachteile
Aber auch in den USA und Europa halten die Notenbanken die Zinsen niedrig und pumpen Geld in den Markt um der Wirtschaft zu helfen, etwa indem Unternehmen günstigere Kredite bekommen. Aufstrebende Volkswirtschaften wie China und Brasilien ist das ein Dorn ein im Auge. Die Sorge der Schwellenländer sei, dass deren Währungen gegenüber jenen der Industrieländer aufgewertet würden, sagt Rosen. Für die exportgetriebenen Schwellenmärkte wäre das ein erheblicher Nachteil.
Im Vorfeld des G-20-Gipfels in Moskau haben sich die G-7 (die sieben wichtigsten Industrieländer) dafür ausgesprochen, die Wechselkurse nicht künstlich zu beeinflussen. Trotzdem wird wohl in Moskau weiter diskutiert ob die Politik zu viel Einfluss auf die Notenbanken hat. "Es ist davon auszugehen, dass diese Diskussionen hinter verschlossenen Türen geführt werden", sagt Rosen.
Währungskrieg: "Politik will ablenken"
Europa spielt eine besondere Rolle: Einerseits sind die Zinsen der Eurozone niedrig, andererseits hat sich der Euro im Vergleich zum Dollar gut gehalten - und das trotz Schuldenkrise. Vielen Euroländern ist der Euro schon wieder viel zu stark, das mache es vor allem für verschuldete Länder noch schwerer aus der Krise zu kommen, heißt es. Von einem überzogenen Eurokurs könne man derzeit aber nicht sprechen, sagt die Chefanalystin der Bank Austria.
Roten glaubt, dass die Politik die mit dem Gerede über den Währungskrieg "ein bisschen" davon ablenken will, dass noch viele Reformen nötig seien um die Schuldenkrise zu bewältigen.