Afghanistan: Österreich bildet Polizisten aus

In knapp zwei Jahren sollen die internationalen Streitkräfte endgültig aus Afghanisten abziehen. Das Land ist aber keineswegs stabil, die Sicherheitslage prekär. Nun wollen die internationalen Truppen gemeinsam mit der UNO die Polizei ausbilden und staatliche Einrichtungen ausbauen. Auch Österreich beteiligt sich daran.

Morgenjournal, 16.02.2013

NATO trainiert Afghanen

Die Fahrt ins Hauptquartier der internationalen NATO-Schutztruppe ISAF ist ein Hindernisparcours: Betonmauern, Stacheldraht und schwer bewaffnete Sicherheitsleute wohin man blickt: Afghanistan ist ein Kriegsschauplatz, daran besteht kein Zweifel. Doch die USA und ihre NATO Partner sagen etwas anderes: sie wollen einen Großteil ihrer Truppen so schnell wie möglich hier abziehen, spätestens bis Ende nächsten Jahres. Bis dahin sollen sich die afghanischen Soldaten und Polizisten selbst um die Sicherheit ihres Landes kümmern können. Dazu werden sie schon jetzt erfolgreich trainiert, sagt ISAF-Sprecher Günter Katz: "Die Ausbildung der afghanischen Sicherheitskräfte läuft gut. Sie führen schon sehr umfangreiche Operationen durch. Wir sind sehr zuversichtlich und haben auch keinen Zweifel daran, dass sie auch nach 2014 die Sicherheit gewährleisten können."

Österreich bietet Unterstützung an

Auch Österreich wird die afghanische Regierung bei der Ausbildung der Polizei unterstützen. Im Rahmen eines UNO-Projektes sollen 18 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden, sagt Außenminister Michael Spindelegger: "Das halte ich für sehr notwendig, denn letztlich ist das Gefühl der Bevölkerung hier, man lebt in einem sicheren Land, ein ganz Entscheidendes, das zur Stabilität beiträgt. Wenn hier keine afghanischen Polizeikräfte vorhanden sind, die gut trainiert sind, dann wird das nicht gelingen."

Anschläge der Taliban

Doch der Weg dahin ist weit, Afghanistan gehört zu einem der gefährlichsten Länder der Welt. Militante Aufständische und die Taliban kontrollieren weite Teile des Südens und Westens und verüben regelmäßig Anschläge, sagt ISAF-Sprecher Katz: "Was wir leider feststellen müssen, ist, dass sie immmer Anschläge ausüben auf die Bevölkerung, die sich nicht wehren kann. Wir mussten letztes Jahr mehr als 3400 Tote oder Verletzte in der Zivilbevölkerung beklagen, was sehr viel ist."

UNO ist zuversichtlich

Kritiker befürchten, dass der Abzug der Truppen das Land ins Chaos stürzen wird. Eine Einschätzung, die Jan Kubis, UNO-Beauftragter für Afghanistan nicht teilt: "Alles läuft nach Plan und es gibt keine Überraschungen. Natürlich gibt es Probleme, aber die Wahrscheinlichkeit, dass der Übergang funktionieren wird, ist unserer Ansicht nach viel größer als die Möglichkeit, dass er scheitert."

Wahlen im kommenden Jahr

Jetzt gilt es, Afghanistan auch politisch auf den Rückzug der internationalen Truppen vorzubereiten, die politischen Gruppierungen zu einen und nächstes Jahr demokratische Wahlen zu ermöglichen: "Wir brauchen einen geregelten Machtwechsel in Afghanistan, gerechte Wahlen und ein stabiles Politiksystem, damit dieses Land auch nach 2014 stabil bleibt. Dazu muss auch mit den Taliban verhandelt werden. Die Prognosen sind gut, und wir sehen, dass immer mehr Gruppen bereit sind, am Aufbau des Landes mitzuarbeiten."

Afghanistan scheint also bald bereit für die Selbständigkeit, betonen die internationalen Vertreter. Und es klingt nach einer sehr willkommenen Rechtfertigung, dieses Land endlich verlassen zu können.