Oscarnominiertes Sektendrama "The Master"

Wenn am Sonntag die Oscars in Los Angeles vergeben werden, dann ist auch in drei Kategorien ein Film im Rennen, der sich durch exzellentes Schauspielkino auszeichnet. "The Master" von Regisseur Paul Thomas Anderson zeigt den Aufstieg einer religiösen Sekte im Amerika der 1950er Jahre.

Philipp Seymour Hoffman - Oscar-nominiert als bester Nebendarsteller in "The Master" - spielt einen Sektenguru, der Joaquin Phoenix als seinen Schützling unter die Fittiche nimmt. Phoenix tritt bei den Oscars in der Kategorie bester Hauptdarsteller an.

Morgenjournal, 21.2.2013

Dieser Mann ist eine tickende zeitbombe, aggressiv, sexbesessen, unberechenbar, alkoholkrank und gewalttätig. Man schreibt das Jahr 1950, der psychisch angeknackste Weltkriegsveteran Freddie (Joaquin Phoenix) lässt sich durch die Welt treiben, bis er auf den wesentlich älteren Lancaster Dodd (Philipp Seymour Hoffman) trifft, dem er sich neugierig nähert.

Der Alkohol verbindet, und so energisch Freddie auftreten kann, so sanft kann er auch seinem Meister gegenüber sitzen, fasziniert von dessen Methode der Gehirnwäsche. Freilich wird das so nicht bezeichnet, man macht lieber eine Zeitreise in die Vergangenheit, betritt die Leiden von einst, durchlebt sie wieder, fühlt sich besser. Wer Zweifel an diesem Reinigungsprozess hegt, den stutzt der Guru schon mal rüde zurecht.

Zwiespältige Beziehung

Die Parallelen dieser Geschichte zur Entstehung der US-amerikanischen Scientology-Sekte und dessen Gründer L Ron Hubbard sind evident, tatsächlich gäbe es viele Ähnlichkeiten, so Regisseur Paul Thomas Anderson.

Anderson macht aber keine Soziologiestunde aus seinem Film, erforscht also nicht das primär Innenleben der Sekte, immerhin aber ihren bürgerlichen Nährboden im Nachkriegsamerika. Im Zentrum bleibt die höchst zwiespältige Beziehung der beiden Hauptfiguren zwischen Annäherung und Abstoßung. Was verbindet sie wirklich? Wer nutzt wem? Wer manipuliert wen? Ist es ein Machtspiel mit dem Drang zum längeren Atem, eine latent homoerotische Angelegenheit? Alles nur Psycho-Show und Manipulation?

Ungewisser Ausgang

Klug variiert Regisseur Anderson in seinem bildmächtigen Film „The Master“ Stärken und Schwächen, balanciert die Ungewissheit über den Ausgang dieses zwischenmenschlichen Experiments und Heilsversprechen. Nur so viel: einen wirklichen Meister hat hier letztlich niemand gefunden.

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The Master