"Seltene Erden": Recycling erst am Anfang

Kein Smartphone, kein Auto und kein Flachbildfernseher könnte mehr ohne "Seltene Erden" hergestellt werden. Diese High-Tech-Rohstoffe sind begehrt und teuer, und der Hauptlieferant China treibt die Preise durch Exportbeschränkungen weiter in die Höhe. Umso wichtiger wäre es da, Seltene Erden wiederzuverwerten. Aber die Technologie steckt noch in den Kinderschuhen.

Mittagsjournal, 22.2.2013

Zehnmal teurer als Kupfer

In Österreich fallen pro Jahr etwa 73.000 Tonnen Elektroschrott an. In den alten Fernsehern, Computern und Handys stecken aber wahre Schätze: die Seltenen Erden, chemische Elemente, die hauptsächlich in China vorkommen und die man zur Herstellung der meisten Technologieprodukte braucht.

Einer dieser Rohstoffe ist Neodym. Eine Tonne davon kostet 85.000 Euro, mehr als zehnmal so viel wie eine Tonne Kupfer. Doch während man Kupfer und Eisen problemlos recyceln kann, sind die Seltenen Erden größtenteils verloren, wenn sie erst einmal auf dem Müll liegen.

Recycling-Technologie fehlt

Der Grund: In einem einzigen Smartphone beispielsweise kommen Seltene Erden nur in verschwindend geringen Mengen vor, teils als Mischungen und Legierungen.

Derzeit fehle die Technologie, um die Seltenen Erden im Recyclingprozess von den anderen Bauteilen zu trennen, sagt Professor Roland Pomberger vom Institut für nachhaltige Abfallwirtschaft und Entsorgungstechnik der Montanuniversität Leoben: "Eisen sieht man, erkennt man davon. Den Schrott kann man einschmelzen und man hat am Ende wieder Eisen. Bei Kupfer ist es genau dasselbe. Seltene Erden sind hingegen so versteckt, dass wir heute teilweise noch gar nicht wissen, wie viel wo zu finden ist, und wie wir die Stoffe dort wieder herausbekommen."

Konsumenten könnten mithelfen

Es sei also nicht nur die Forschung gefragt, neue Methoden zu entwickeln, sondern auch die Hersteller. Sie müssten besser ausweisen, wo und in welchen Mengen Seltene Erden verbaut sind. Und, so Pomberger, es brauche auch einen Bewusstseinswandel der Konsumenten.

Durch richtige Mülltrennung könnten sie helfen, die wertvollen Seltenen Erden aus dem Elektroschrott herauszufiltern: "Abfallwirtschaft funktioniert nur, wenn der Bürger mitarbeitet und wenn hier getrennt gesammelt wird. Die Voraussetzung ist natürlich, dass zum Beispiel metallhaltige Abfälle nicht einfach im Restmüll landen, sondern zumindest in den dafür geeigneten Sammelschienen, damit man hier dann kritische Elemente herausholen kann."

Abhängigkeit von China reduzieren

Es sei also ein Zusammenspiel aller Faktoren der Abfallwirtschaft nötig. Der Handlungsbedarf ist jedenfalls groß, denn 95 Prozent aller Seltenen Erden kommen aus China und China hat Exportbeschränkungen eingeführt, um den eigenen Bedarf zu decken.

Die Handelspartner in Europa und den USA müssen also langfristig ihre Abhängigkeit von den chinesischen Exporten reduzieren, sonst werden High-Tech-Produkte immer teurer.